Wohnvielfalt und Mobilität

„Die wachsende Mobilität der heutigen Welt fordert eine verstärkte Praxis der Gastfreundschaft heraus.“
Rolf Zerfaß

Die Bereiche Wohnen und Mobilität sind eng miteinander verwoben. Wohnen bedeutet dabei nicht nur, ein Dach über dem Kopf zu haben. Wohnen deckt das Grundbedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Schutz. Unser Zuhause ist Ausdruck von Identität und emotionaler Verbundenheit. Im Alter wird immer mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht, deshalb ist die altersgerechte Gestaltung der Wohnumgebung von großer Wichtigkeit.

Je nach Wohnort und Wohnlage kommt auch Mobilität besondere Bedeutung zu. Schließlich können im Alter körperliche Beeinträchtigungen auftreten, die Menschen daran hindern, ihr Wohnumfeld zu verlassen, etwa um andere Menschen zu treffen und andere Orte aufzusuchen. Durch entsprechende Unterstützung, eine ausreichend ausgebaute Infrastruktur und Hilfsmittel, die helfen, körperliche Beeinträchtigungen auszugleichen, kann dem Wunsch nach Selbständigkeit gleichwohl entsprochen werden.

Die breit gefächerte Angebotslandschaft alternativer Wohnangebote, von Unterstützungsleistungen und Mobilitätsangeboten ist manchmal schwer zu überblicken. Im Folgenden sind Möglichkeiten beschrieben, die selbstbestimmtes Wohnen und die Teilnahme an gewohnten Aktivitäten unterstützen können. Nähere Informationen bieten die Wohnberatungsstellen oder die jeweiligen Stadt- bzw. Gemeindeverwaltungen.

Die ländlichen Regionen des Main-Kinzig-Kreises sind noch unzureichend an die Ballungsräume angebunden, öffentliche Verkehrsmittel in größeren zeitlichen Abständen getaktet. In diesen Bereichen kann der Einsatz eines Bürgerbusses dazu beitragen, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu steigern und den lokalen Zusammenhalt zu stärken. Wenn zudem entsprechend angepasste Fahrzeuge mit Niederflurtechnik eingesetzt werden, fühlen sich Seniorinnen und Senioren sicher befördert und können weiterhin am sozialen Leben teilhaben. Unter dem Motto „Bürger fahren Bürger“ ergänzen Bürgerbusse das bestehende Mobilitätsangebot. Die Auslastung eines Bürgerbusses richtet sich nach Angebot und Nachfrage.

Für weitere Auskünfte, ob und wo Bürgerbusse verkehren, stehen die Mitarbeitenden der jeweiligen Kommune zur Verfügung. Im Rahmen der Offensive „LAND HAT ZUKUNFT – Heimat Hessen“ fördert das Land Hessen Bürgerbusprojekte. Interessierte Vereine, Gruppen, Initiativen und Kommunen können sich an die Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ wenden.

LANDESSTIFTUNG MITEINANDER IN HESSEN

Kontakt
Tel. 0611 945844-10
Fax 0611 945844-19
E-Mail: info@stiftung-mih.de
Adresse
Parkstraße 34
65189 Wiesbaden

Im Alter, durch Erkrankung oder eine Behinderung, können Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt sein. So stark, dass es ihnen nicht möglich ist, selbständig mit dem eigenen Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln Termine wahrzunehmen. Um im Alter wieder Bewegungsfreiheit, größere Flexibilität und Mobilität zurückzugewinnen, kann ein Fahrdienst in Anspruch genommen werden. Dies ermöglicht es Bürgerinnen und Bürgern zum Beispiel, Besuche beim Hausarzt oder bei der Hausärztin zu machen und Behördentermine wahrzunehmen. Aber auch Wege in eine Tagespflegeeinrichtung oder ins Krankenhaus können leichter und besser zurückgelegt werden.

Doch Fahrdienst ist nicht gleich Fahrdienst. Die Angebote reichen von Krankentransportdiensten über private Anbieter, die Fahrten zum Supermarkt oder zur Apotheke durchführen, bis hin zu Taxiunternehmen, die solche Leistungen anbieten. Auch im Main Kinzig Kreis gibt es verschiedene Fahrdienstanbieter. Dies erteilen, ebenso wie die Krankenkassen, Auskunft über Kosten und Abrechnungsmöglichkeiten.

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Der Begriff Barrierefreiheit steht für die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der gestalteten Lebensbereiche für alle Menschen. Für ältere Menschen ist Barrierefreiheit in der Wohnung und im Lebensumfeld eine unabdingbare Voraussetzung, um gefährliche Stolperfallen und Hindernisse zu vermeiden. Enge Zugangswege, Treppenstufen oder Türschwellen können zu unüberwindbaren Barrieren oder Stolperfallen werden. Derzeit sind nur etwa fünf Prozent aller Wohnungen, in denen ältere Menschen leben, altersgerecht. Der Bau beziehungsweise Umbau von barrierefreiem Wohnraum erfolgt häufig individuell, das heißt auf die Bedürfnisse Einzelner ausgerichtet. Bedeutsam sind aber auch präventive und bezahlbare Instrumente, wie der soziale Wohnungsbau, Maßnahmen zur Barrierereduzierung im Bestand, städtebauliche Programme sowie Beratungsangebote zum Thema Wohnen im Alter. Nähere Informationen bieten auch die jeweiligen Stadt- beziehungsweise Gemeindeverwaltungen.

>> zur Übersicht Barrierefreies Wohnen

TIPP

Barrierefreies Bauen

Wissenswertes zum Thema Barrierefreies Bauen und weiterführende informative Links sind im Verwaltungsportal Hessen zusammengestellt. Dabei steht der Begriff Barrierefreiheit für die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der gestalteten Lebensbereiche für alle Menschen.

https://verwaltungsportal.hessen.de/themen/information/barrierefreies-bauen .

Bei Service Wohnen oder betreutem Wohnen wird so viel Selbständigkeit wie möglich mit so viel Hilfe wie nötig kombiniert. Die Seniorinnen und Senioren gestalten ihr Leben im eigenen Haushalt weitestgehend selbst, genießen Privatsphäre und Unabhängigkeit. Die barrierefreien Wohnräume und ein gewisses Angebot an unterstützenden Leistungen tragen zu einer stabilen Lebensqualität bei.

Allerdings gibt es für betreutes Wohnen bislang keine verbindlichen Standards und keine rechtlich geschützte Bezeichnung. Daher werden von den Anbietenden auch Begriffe wie „Wohnen mit Service“ oder „Wohnen plus“ verwendet. Es ist ratsam, das jeweilige Angebot genau zu prüfen. Es sollte bereits vor dem Einzug geklärt werden, welche Leistungen enthalten sind und durch die Pflegekasse finanziert werden und welcher Anteil privat beizusteuern ist.

Für weitere Informationen stehen die Beraterinnen und Berater der Pflegestützpunkte im Main-Kinzig-Kreis zur Verfügung. Nachfolgend sind Angebote zum betreuten Wohnen aufgelistet.

>> zur Übersicht Betreutes Wohnen

Wohnen im Alter kann sehr unterschiedlich gestaltet sein. Für Menschen, die nicht mehr zu Hause leben können, aber gerne in Gesellschaft sind, bietet sich vielleicht eine Wohngemeinschaft an. In kleineren Gruppen leben dort Menschen mit unterschiedlichem Pflegebedarf zusammen und gestalten gemeinsam ihren Alltag. Gerade für Menschen mit Demenz bietet eine Wohngemeinschaft aufgrund ihrer familienähnlichen Struktur eine echte Alternative zu einer Pflegeeinrichtung. Ambulante Pflege oder Betreuungsdienste übernehmen in Absprache mit den Angehörigen je nach Bedarf die individuelle Pflege. Auftraggebende sind Menschen mit Demenz und – in deren Vertretung – ihre Angehörigen oder rechtlich Betreuenden.

Der Main-Kinzig-Kreis weist darauf hin, dass er unterstützen oder Hilfe vermitteln kann, wenn es Interesse an der Gründung einer entsprechenden Wohnform gibt: Simone Grecki-Runde ist per Mail an simone.grecki-runde@mkk.de und per Telefon unter 06051 8548145 erreichbar, ebenso die Abteilung Leben im Alter per Mail an leben-im-alter@mkk.de.

WEITERE INFORMATIONEN ZU WOHNGEMEINSCHAFTEN

Hessische Fachstelle für selbstverwaltete ambulant betreute Wohn-Pflege-Gruppen für Menschen mit Demenz

Kontakt
Tel. 069 20305546
E-Mail: info@demenz-wg-hessen.de

Adresse
Geleitstraße 94
63067 Offenbach

Wie möchte und werde ich leben, wenn ich alt bin? Ist meine Wohnung, mein Einfamilienhaus noch das Richtige für mich, wenn ich alleine lebe oder auf Hilfe angewiesen bin? Dies sind Fragen, die sich nicht nur ältere Menschen stellen. Selbstbestimmtheit bewahren und die eigene Zukunft in die Hand nehmen: Das wollen viele Menschen im Main-Kinzig-Kreis. Zukunftsorientierte Wohnformen widmen sich innovativen Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Lebens. Menschen, die in solchen Wohnprojekten leben, teilen sich die Organisation des Alltags, bauen gezielt Nachbarschaften oder Freundschaften auf und machen das Wohnen auf diese Weise lebenswerter.

Im Main-Kinzig-Kreis gibt es bereits einige gute Beispiele:

Erlensee
Die Wohnschmiede e.V. Entstanden aus einer Privatinitiative hat der Verein Wohnschmiede e. V. sich zum Ziel gesetzt, ein Mehrgenerationenwohnen zu initiieren, in dem Menschen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Interessen und Herkunft achtsam und respektvoll miteinander leben können. Es sollen barrierefreie Wohneinheiten für Familien und Singles mit Gemeinschaftsräumen und einem Begegnungscafé entstehen. Gegenseitige Hilfe und Unterstützung werden groß geschrieben.
https://diewohnschmiede.jimdofree.com
Verein Wohnschmiede Erlensee stellt sich vor (pdf-Datei)

Hanau
zusammen-(h)-alt e.V., Hausgemeinschaft ILEX ILEX ist das erste Projekt des Vereins zusammen-(h)-alt e.V. für gemeinschaftliches Wohnen in der Hanauer Weststadt. Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Gemeinnützigen Siedlungswerk GmbH Frankfurt. Der Verein berät und unterstützt Interessenten für gemeinschaftliches Wohnen. www.zusammenhalt-hanau.de
Hausgemeinschaft ILEX (pdf-Datei)

Maintal
Patchwork-Wohnen Maintal
Das erklärte Ziel des Zusammenschlusses "Patchwork-Wohnen Maintal" ist gemeinschaftliches Wohnen in eigenen Wohneinheiten mit Menschen aller Generationen in lebendiger Nachbarschaft. Es finden regelmäßige Austauschtreffen statt. Patchwork-Wohnen freut sich über Beteiligung. https://stadtteilzentrum-bischofsheim.de/patchwork-wohnen-maintal-stadtleitprojekt-mehrgenerationenwohnen/
Patchwork-Wohnen Maintal (pdf-Datei)

Projekte in geringer Entfernung zum Main-Kinzig-Kreis:

Karlstein
Kairos Karlstein e.V. Alle Wohnungen sind ökologisch saniert bzw. neu gebaut. Der Energiebedarf wird weitestgehend regenerativ gedeckt. Der Mietpreis ist fair gestaltet, die Mietnebenkosten sind und bleiben auch aufgrund des hohen regenerativen Anteils bezahlbar. Garten, Werkstatt, ein Gästezimmer und eine zusätzliche Gemeinschaftsküche sind für alle da. Im Projekt ist ein Carsharing-Fahrzeug (E-Auto) vorhanden. Insgesamt gibt es im Projekt 9 Wohnungen in 3 Häusern. Das Grundstück hat insgesamt eine Größe von ca. 1600 qm.
www.kairos-karlstein.de

Diese Wohnprojekte und Initiativen fördern neue, positive Aspekte des Lebens im Alter und bringen Generationen näher zusammen, sodass alle von den vielfältigen Kompetenzen aller profitieren und sich gegenseitig unterstützen können. Für neue, gemeinschaftliche Wohnformen jenseits von Mietwohnung und Einfamilienhaus benötigt es gute Ideen, Anstöße zur Umsetzung und ein Netzwerk, von dem man lernen kann. Hierfür hat das Land Hessen eine Beratungsstelle eingerichtet.

BERATUNG

Landesberatungsstelle Gemeinschaftliches Wohnen in Hessen

Kontakt
Tel. 069 95928081
E-Mail: info@wohnprojekte-hessen.de

Adresse
Adickesallee 67-69
60322 Frankfurt am Main