Stammzellspenden können Leben retten

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Jeder zehnte Mensch, der in Deutschland an Blutkrebs erkrankt, findet keinen passenden Stammzellspender. Bei Registrierungsaktionen wie in Hanau oder auch online über die DKMS-Seite kann man sich für eine potenzielle Spende registrieren lassen. Dafür muss man einen Wangenschleimhautabstrich abgeben. Fotos: DKMS

2. Dezember 2022. - Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland eine Person die Diagnose Blutkrebs (Angaben DKMS – Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Blutkrebs ist ein Sammelbegriff für verschiedene bösartige Erkrankungen (z.B. Leukämie) des blutbildenden Systems, bei denen Blutzellen entarten und sich unkontrolliert vermehren. Diese bösartigen Zellen verdrängen die Blutkörperchen, sodass das Blut seinen lebensnotwendigen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. In der Behandlung wird meist eine Chemotherapie eingesetzt, um die Blutkrebszellen zu zerstören. „Für die meisten Patienten ist dies jedoch nur in Kombination mit einer Stammzelltransplantation möglich“, erklärt Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises. Hier beginnt für viele ein Wettlauf mit der Zeit, denn laut DKMS findet jeder Zehnte keine passende Spende. Und für viele lebensbedrohlich Erkrankte ist eine Stammzelltransplantation nach wie vor die einzige Chance auf Heilung.

Wer helfen will, lässt sich für die Stammzellspende registrieren. Dies bedeutet weder eine Zusage noch eine Blutspende. Vorerst reicht ein Wangenschleimhautabstrich; das Registrierungsset dazu kann bei der gemeinnützigen Organisation DKMS online bestellt werden. Die DKMS wurde 1991 in Deutschland von Dr. Peter Harf gegründet, dessen Ehefrau an Blutkrebs erkrankt war. Damals gab es in Deutschland lediglich 3.000 registrierte Stammzellspender. Nach dem Tod der Ehefrau führte ihre Familie jedoch die DKMS weiter. Diese hat heute nach eigenen Angaben 11 Millionen mögliche Spender und Spenderinnen registriert.

Bei einer Stammzellenspende wird größtenteils über die Armvenen Knochenmarkblut abgenommen (periphere Stammzellenentnahme). Zuvor nimmt die Person, die spendet, fünf Tage lang Medikamente ein, um eine Vermehrung der Stammzellen und deren Ausschüttung in die Blutbahn anzuregen. Die entnommene Menge bildet der Körper innerhalb weniger Wochen wieder nach. Die Stammzellen werden später den Patienten und Patientinnen über eine Infusion zugeführt. „Idealerweise vermehren sie sich dann im Körper, sodass dort die lebenswichtige Funktion des Knochenmarks bei Blutbildung und Immunabwehr wiederhergestellt wird“, erklärt Dr. Lenz.

Passende Stammzellspenden können in der Kernfamilie bei Geschwistern und selten bei anderen nahen Verwandten gefunden werden. Bei der Mehrzahl der Patienten und Patientinnen (70 Prozent) muss nach einer nicht verwandten Person für die Spende gesucht werden. Die Chance auf Erfolg hängt von den Gewebemerkmalen der Betroffenen ab. Bestimmte Gewebemerkmale sind relativ häufig, andere hingegen sehr selten. Stellt sich bei der Analyse der Probe im Labor die Übereinstimmung mit einem Patienten oder Patientin heraus, wird man von der DKMS kontaktiert und gefragt, ob man für eine Stammzellenspende bereit ist. Darauf folgt ein ausführliches Informationsgespräch zu den Voruntersuchungen und zum Spendenablauf. 17-Jährige dürfen sich registrieren, aber erst ab 18 Jahren spenden. Susanne Bader von der DKMS teilt mit, dass es in der Region Hanau bereits mehr als 8.300 Registrierungen gegeben hat. „Damit konnte 58 Personen eine zweite Lebenschance gegeben werden“, berichtet Bader.

Derzeit wird privat eine Knochenmarkspende-Typisierungsaktion für eine an Leukämie erkrankte Frau in Gründau organisiert. Die Hanauer Tanzschule Berné lädt für Sonntag, 4. Dezember, von 10 bis 14 Uhr in die Stresemannstraße 7 ein: Gesunde Personen zwischen 17 und 55 Jahren können sich mit einem Wangenschleimhautabstrich bei der DKMS registrieren lassen. „Zusätzlich werden Kuchen, Brezeln und Kaffee zum Verkauf angeboten“, sagt die Organisatorin Britt Harrington, Inhaberin der Tanzschule. Der Erlös kommt der DKMS zugute. Auch Spendenboxen werden aufgestellt. „Der Main-Kinzig-Kreis möchte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam machen, wie wichtig solche Typisierungsaktionen sind, denn jede Hilfe kann für die Betroffenen den entscheidenden Unterschied machen“, sagt Landrat Thorsten Stolz.

Die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) ist eine internationale gemeinnützige Organisation, bei der sich nach eigenen Angaben mehr als 11 Millionen Spender und Spenderinnen registriert haben. Ausführliche Informationen zum Ablauf einer Stammzellenspende sowie die Möglichkeit, sich ein Registrierungsset schicken zu lassen, bietet die DKMS unter www.dkms.de an. Wer eine Registrierungs- oder Benefizaktion starten will, erreicht das Benefiz-Team unter der Telefonnummer (0221) 940582-3766 oder per E-Mail unter aktion@dkms.de bzw. benefiz@dkms.de. Auch Unternehmenskooperationen sind möglich.