Engagierte Darbietung zu Rechtsextremismus und Gewalt

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Schauspieler Roman Knižka und das Ensemble Opus 45 schilderten während des anderthalbstündigen Programms zahlreiche rassistisch motivierte Verbrechen.

18. Oktober 2022. - Mit einer beeindruckenden und inhaltsreichen szenischen Collage zum Rechtsextremismus und Rassismus in Deutschland hat am Sonntag die Konzertreihe „Einfach mal zuhören“ im Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums begonnen. Schauspieler Roman Knižka und das Ensemble Opus 45 beleuchteten während des anderthalbstündigen Programms einschneidende Ereignisse seit der Gründung der Bundesrepublik.

Die Bewertung von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Terror überließ das Ensemble dabei den rund 90 Zuschauerinnen und Zuschauern, denn letztlich blieb es bei Zitaten, Nacherzählungen, Berichten oder Originaldokumenten wie Stimmen von Opfern sowie das Zeugnis einer Neonazi-Aussteigerin. Musikalisch unterstrichen und verbunden wurden die Beiträge mit Stücken von Paul Hindemith, Pavel Haas und György Ligeti – drei Komponisten, die zu Opfern von Holocaust und nationalsozialistischer Diktatur wurden.

Die eindringlichen Klänge von Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott ergänzten in besonderer Weise die zum Teil dramatischen Reportagen zu rechtsextremer und rassistischer Gewalt. Dabei ging es unter anderem um die Schändung der Kölner Synagoge im Jahr 1959, das Attentat auf den politischen Aktivisten Rudi Dutschke, das Bombenattentat beim Oktoberfest in München 1980, die Pogrome in Solingen und Rostock, die rechtsextremen Terrorakte des Nationalsozialisten Untergrund (NSU) mit dem brutalen Mord an dem Blumenhändler Enver Simsek aus Schlüchtern, die Todesschüsse auf Regierungspräsident Walter Lübcke sowie das schockierende Attentat von Hanau.

„Es ist unser Anliegen, den Opfern rechter Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland zu gedenken und sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen“, sagte Roman Knižka zum Abschluss des Programms. Seine Motivation bekräftigte er mit einem Zitat des italienischen Schriftstellers Primo Levi. Der Auschwitz-Überlebende warnte im Jahr 1986 davor, im Gedenken an die Verbrechen des Holocaust nachzulassen mit der Begründung: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“

Erschreckende Beispiele dazu liefert die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in großer Zahl, denn schon bald nach dem Untergang des NS-Regimes lebte hierzulande rechtsextremes Gedankengut wieder auf. Seit 1945 fielen immer wieder Menschen rassistischer Gewalt zum Opfer und nachweislich 250 Personen wurden in diesem Zusammenhang ermordet, wie Knižka auflistete.

Mit großem Applaus dankte das Publikum dem Ensemble für die engagierte Darbietung, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer hatten im Anschluss das offenkundige Bedürfnis, sich unmittelbar über das Thema auszutauschen. So dauerte es eine Weile, bis sich die Reihen lichteten und die Veranstaltung langsam ausklang.

Anspruchsvoll und außergewöhnlich wird es im kommenden Jahr an gleicher Stelle weitergehen: Am Sonntag, 5. Februar, wird das Celloquartett cellharmonics im Barbarossasaal auftreten. Am Sonntag, 23. April, sind Melinda Paulsen (Mezzosopran), Andreas Frese (Klavier) und Stefanie Köhler (Rezitation) angekündigt. Die Konzerte beginnen jeweils um 11 Uhr.

Karten zum Preis von 18 Euro (9 Euro ermäßigt für Schüler*innen, Auszubildende, Studierende und E-Card-Inhaber*innen) sind in der Tourist-Info Gelnhausen, am Bürgerportal im Main-Kinzig-Forum sowie an der Tageskasse (am Konzerttag ab 10 Uhr) vor Ort erhältlich. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt. Eine Kartenreservierung beim Fachbereich Kultur ist außerdem telefonisch unter 06051-85-13714 sowie per E-Mail an kultur@mkk.de möglich. Informationen dazu finden sich auf der Website des Main-Kinzig-Kreises www.mkk.de.