Schienenprojekte: Schneller per Bahn durchs „Nadelöhr“ Kinzigtal

Die Eisenbahngleise durch den Main-Kinzig-Kreis sind ein verbindendes Element für Pendler, Touristen und die Wirtschaft. Seit der Öffnung der innerdeutschen Grenze bildet die Trasse ab Maintal und über den Raum Gelnhausen bis in den Ostkreis die zentrale Linie zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und weiten Teilen der neuen Bundesländer. Zudem stieg die Bevölkerungszahl im Main-Kinzig-Kreis an. Nicht in gleichem Maße gewachsen ist die Infrastruktur.

Der Main-Kinzig-Kreis fordert daher den Bau der Nordmainischen S-Bahn, den Ausbau des gesamten Streckenabschnitts zwischen Hanau und Würzburg beziehungsweise Fulda sowie eine Elektrifizierung der Niddertalbahn, insbesondere zur Verbesserung des Angebots im Öffentlichen Personennahverkehr. Das „Nadelöhr“ auf der Schiene benötigt Entlastung – gleichzeitig muss der Lärmschutz gewährleistet und der Ein- und Ausstieg an den Bahnhöfen erleichtert werden.

Projekte

Die zentralen Verbindungsstraßen nach Frankfurt, die Autobahnen 66 und 3, die Bundesstraßen 8 und 43 sowie die Parallelstraßen sind zu den Morgen- und Abendstunden überfüllt – gerade durch berufsbedingte Pendler, die im Main-Kinzig-Kreis mit Nähe zur Mainmetropole wohnen. Ein breites Bündnis aus Bundes-, Landes-, Kommunalpolitikern, Wirtschaftsvertretern und Bürgern wirbt daher mit Nachdruck für den Ausbau der Gleisstrecke zwischen Hanau und Frankfurt und den Anschluss ans dortige S-Bahn-Netz.

Der Main-Kinzig-Kreis sieht die Chancen auch als gut an, zumal der Ausbau des Verkehrsknotens Frankfurt eine besondere Priorität im Bundesverkehrswegeplan erhalten hat. Ein Runder Tisch in Berlin hatte 2014 neuen Schwung in dieses jahrzehntealte Projekt gebracht, zu dem sich neben dem Bündnis aus dem Main-Kinzig-Kreis auch Vertreter der zuständigen Verkehrsministerien des Landes Hessen sowie des Bundes eingefunden hatten.

Die Planungen gehen voran, damit auch die einzelnen Phasen der Bürgerbeteiligung, in denen insbesondere Lärmschutz-Fragen an Abschnitten in Maintal und Hanau erörtert worden sind.

www.nordmainische-s-bahn.de

Der Ausbau der Schnellfahrstrecke von Hanau nach Würzburg beziehungsweise nach Fulda auf vier Gleise ist mit einer breit angelegten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern seitens der Deutschen Bahn neu aufgerollt worden.

Den Auftakt bildete dabei eine Veranstaltung mit Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir im Main-Kinzig-Forum im Mai 2014. Danach trafen sich mehrfach Arbeitsgruppen ("Dialogforen"), um Möglichkeiten und Hindernisse der Trassierung zu erörtern. So sollten sich die Suchräume für die neuen Gleise nach und nach verengen. Am 15. Juni 2018 gaben die DB Netz AG und Minister Al-Wazir bekannt, dass der Ausbau über die sogenannte "Variante IV" erfolgen soll, dicht an der Bestandsstrecke.

Der Main-Kinzig-Kreis spricht sich für diesen Ausbau aus, fordert aber eine Umsetzung, die Anwohner vor Lärm schützt. Entsprechende Maßnahmen des aktiven (z.B. an Gleisen und Zügen) wie passiven Lärmschutzes (z.B. Schutzwände und Einhausung) gehören aus Sicht des Kreises zwingend in die Planung. In Gesprächen mit der Kreisspitze hat die Bahn zugesichert, dass sowohl an der Neubau- als auch an der Bestandsstrecke der Lärmschutz nach modernstem Standard aufgerüstet wird. Zudem sollen sämtliche Bahnhöfe und Bahngleise barrierefrei umgebaut werden.

Stellvertretend für die Anrainerkommunen im Kreisgebiet hat der Kreis ein Planungsbüro beauftragt, das Ergebnis der Trassensuche auf Verfahren, Methodik und Plausibilität hin überprüfen zu lassen. Die darin enthaltenen Anmerkungen fließen in die weiteren Verfahrensschritte ein. Das Gutachten steht allen betroffenen Städten und Gemeinden zur Verfügung und kann HIER heruntergeladen werden.

www.hanau-wuerzburg-fulda.de

Über die Gemeinden Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden verkehrt eine Zugverbindung, die Pendlerinnen und Pendler aus der Wetterau nach Frankfurt und zurück bringt. Durch gemeinsame Initiativen der Anrainerkommunen sowie des Main-Kinzig-Kreises zur Aufwertung der Haltestellen und des Betriebs ist diese Strecke der Linie 34 seit einigen Jahren in stetem Wachstum begriffen.

Kreis und Kommunen sind dazu in der Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr organisiert (AGNV) und haben Baumaßnahmen wesentlich finanziert. Heute steigen täglich mehrere tausend Nutzer auf der Verbindung zwischen Frankfurt und Stockheim zu. Die Kapazitäten sind durch die Betreiber der Linie erhöht und Lärm und Abgase durch Einsatz modernerer Wagen reduziert worden.

Um die Zukunftsfähigkeit und die Taktung noch zu verbessern, forcieren die Anrainer die Elektrifizierung. Das würde beispielsweise den Anschluss an das S-Bahn-Netz in Frankfurt erleichtern. Der frühere Verkehrsdezernent Matthias Zach hatte dazu 2015 alle Beteiligten ins Main-Kinzig-Forum zur Niddertalbahn-Konferenz eingeladen und seine Vision eines „Nidder-Expresses“ vorgestellt: „Schneller, zuverlässiger und umweltfreundlicher.“ Das heißt: mehr Verbindungen in kürzeren Abständen, leichterer Umstieg auf andere Linien in Frankfurt, emissionsärmere Züge.

Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann berief 2019 eine zweite Niddertalbahnkonferenz ein. Gemeinsam mit dem RMV, dem Verkehrsministerium, den Anrainerkommunen sowie mehreren Interessenvertretern besprachen sie die notwendigen weiteren Schritte, um eine mögliche Elektrifizierung ab dem Jahr 2027 planerisch und baulich zu erreichen. Auch wenn der Verkehrsvertrag für die Strecke erst im Jahr 2027 ausläuft, soll eine Elektrifizierung etwa bis 2023 vorbereitend geplant sein.