„Herr Putin, beenden Sie diesen schrecklichen Krieg"

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Landrat Thorsten Stolz (hinten rechts) und Viktor Kozolodyuk (vorn Mitte) bedankten sich bei den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihr Engagement in der Ukrainehilfe.

01. Juni 2023 - Mit einer Dankesveranstaltung im Main-Kinzig-Forum unter dem Titel „Ein Jahr ehrenamtliche Ukrainehilfe“ hat der Main-Kinzig-Kreis die Helferinnen und Helfern im Kreisgebiet für ihr umfassendes freiwilliges Engagement gewürdigt. In seiner Begrüßung dankte Landrat Thorsten Stolz den Ehrenamtlichen im Namen des Kreisausschusses für ihren Einsatz: „„Wir wollen all jenen Achtung zollen, die sich seit 15 Monaten in der Ukrainehilfe engagieren. Sie haben Verantwortung übernommen, packen an und sind damit auch Vorbild für andere.“

Es sei ein „schrecklicher Krieg“ und Solidarität mit der Ukraine, mit der ukrainischen Bevölkerung nach wie vor wichtig und notwendig, betonte der Landrat. „Etwa 50 Initiativen, Vereine, Gruppen und Einzelpersonen leisten seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Main-Kinzig-Kreis, im Grenzgebiet zur Ukraine oder in der Ukraine selbst ehrenamtlich Dienst am Menschen“, so Thorsten Stolz und benannte jene, die helfend tätig sind. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Kommunen, aber auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger seien im zeitigen Frühjahr einem entsprechenden Aufruf des Kreises gefolgt und hätten die Namen der Initiativen, Vereine und Einzelpersonen übermittelt, die sich in den vergangenen Monaten in besonderem Maße für geflüchtete Menschen eingesetzt haben.

An die Anwesenden gewandet sagte der Landrat: „Sie engagieren sich nicht, damit Ihnen Danke gesagt wird oder um an einer Dankesrunde wie dieser teilzunehmen, sondern aus der Motivation heraus, anderen zu helfen. Dafür gebührt Ihnen unsere Anerkennung und unser Respekt.“ Die geleistete Unterstützung sei vielfältig, reiche vom Sammeln und Verteilen von Sachspenden über die Organisation von Wohnraum oder die Aufnahme von Geflüchteten, den Aufbau von Sprachangeboten und die Vermittlung der deutschen Sprache bis hin zur Organisation von Hilfslieferungen in die Ukraine.

Der Landrat äußerte gleichwohl die Befürchtung, dass viele Menschen mittlerweile abgestumpft seien, weil der Krieg in der Ukraine schon lange andauert. „Doch wir müssen weiter helfen, in Deutschland, im Kreis und vor Ort in der Ukraine“, so Thorsten Stolz. Zehntausende Menschen seien umgekommen, Millionen geflüchtet. In der Ukraine selbst gebe es Millionen Binnenflüchtlinge. In Deutschland hätten eine Million Menschen Zuflucht gefunden, 7000 von ihnen, darunter ein großer Teil Kinder und Jugendliche, in den Städten und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises. „Infrastruktur kann man wiederaufbauen, aber ein Menschenleben ist unersetzlich“, mahnte der Landrat und fuhr fort: „Ich richte einen Appell nach draußen. Der Präsident Russlands soll beherzigen, was sein Vorgänger Michail Gorbatschow formuliert hat: ‚An den Frieden denken, heißt, an die Kinder denken.‘ Herr Putin, beenden Sie diesen schrecklichen Krieg. Denken Sie an die Kinder.“

Als Ehrengast begrüßte Landrat Thorsten Stolz Viktor Kozohlodyuk, der seit langen Monaten gemeinsam mit 50 weiteren ehrenamtlich Aktiven in der Ukraine im Einsatz ist. Der Leiter der „Öffentlichen Selbstverteidigung Formation des Volkes von Mykolajiw“, war aus Lemberg angereist. Die „Formation“ kooperiert unter anderem mit dem Verein „Hanau hilft“ und verteilt Spenden aus dem Main-Kinzig-Kreis in der Ukraine. Unterstützt von Sprachmittlerin Dr. Elina Dehirmendzhi dankte der ukrainische Flüchtlingshelfer in seiner Muttersprache für alles, was Deutschland, was der Main-Kinzig-Kreis und die dort lebenden Menschen für die Ukraine machen. „Schon seit Anfang des russischen Angriffs haben wir die Unterstützung der freien, demokratischen Welt gespürt“, übersetzte die Sprachermittlerin die Worte Viktor Kozohlodyuks. Es sei gelungen, den Angriff zu stoppen und die Pläne des Angreifers zu vereiteln. Schon zu Beginn des Angriffs seien im ganzen Land Initiativen gegründet worden, die den Menschen in der Ukraine auf ehrenamtlicher Basis helfen. Der Flüchtlingshelfer schilderte anschließend die vielen Unterstützungsmaßnahmen, die durch Hilfe und Spenden aus dem Main-Kinzig-Kreis organisiert werden konnten. Allein seine „Formation“ habe seit Beginn des Angriffskrieges 38 Konvois mit Sachen an die Front gebracht, 44 Autos an die ukrainischen Streitkräfte und 10.000 Pakete an Soldaten an der Front übergeben. Seine Gemeinde habe 3.000 Binnenflüchtlinge aufgenommen und 30 Landsleute zu beklagen, die im Krieg gefallen sind. „Das ist ein sehr hoher Preis. Der Krieg ist noch nicht beendet. Wir spüren Ihre Hilfe und Unterstützung. Wir möchten, dass der Krieg mit dem Sieg der Ukraine und Frieden beendet wird“ , so Viktor Kozohlodyuk.

Olga Rostikova und Michael Schnadt vom Haus der Musik in Hanau verliehen der Veranstaltung einen angemessenen feierlichen Rahmen. Die im vergangenen Jahr aus der Ukraine geflüchtete Sängerin trug ukrainische Volksweisen vor und wurde von dem Chordirektor und Leiter des Hauses der Musik am Klavier begleitet. Spontan traten Viktor Kozohlodyuk und Dr. Elina Dehirmendzhi am Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung vor das Publikum. Sie stimmten in Olga Rostikovas Gesang ein, als diese ein ukrainisches Lied über „Vyschyvanka“, ein traditionelles ukrainisches Stickmuster, sang. Kleidung mit solchen Stickereien, die als nationales Kulturgut gelten, ist in den vergangenen Jahren in der Ukraine zum Symbol der Loyalität und des Patriotismus geworden.