Vorbeugende Maßnahmen bei hohen Temperaturen

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Angesichts zunehmender Hitzetage wird eine Abkühlung in jeder Form mehr Bedeutung erhalten.

20. April 2023. - Im kommenden Sommer will der Main-Kinzig-Kreis über einen umfassenden Hitzeaktionsplan verfügen. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, wird bei dem Konzept auf bereits erprobte Ideen und bekannte Strategien zurückgegriffen. Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler hat zu diesem Zweck eine Lenkungsgruppe unter der Leitung des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr eingesetzt. Beteiligt sind die Städte und Gemeinden, das Bauordnungsamt, das Umweltamt mit den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung, Wasserbehörde und Naturschutz sowie die Pressestelle für die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Aufgabe ergibt sich unter anderem aus dem Hessischen Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst, das entsprechende vorbeugende Strategien zum Schutz der Bevölkerung fordert. Dabei werden ausdrücklich die „Einwirkungen aus der Umwelt auf die menschliche Gesundheit“ einbezogen, wie Amtsleiter Dr. Wolfgang Lenz betont. Angesichts der deutlichen Zunahme der Temperaturen auch in unseren Regionen, sei das Thema Hitzeschutz eine dringende Aufgabe. In diesem Zusammenhang wird unter anderem für den 6. Mai ein Hitzeschutztag vorbereitet.

Vorrangig geht es um Information, Aufklärung sowie konkrete Empfehlungen, wie sich die hohen Temperaturen auf unser Wohlbefinden auswirken, welche Risiken drohen und was zu beachten ist. Dabei sind besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen vorrangig zu betrachten sowie bestimmte Berufsgruppen und Einrichtungen. Aber auch organisatorische und städtebauliche Maßnahmen sollen in das Konzept mit einbezogen werden.

Um möglichst viele Perspektiven in die Planung zu integrieren, hat der Main-Kinzig-Kreis bereits vergangenen Herbst Verwaltungen und Akteure im Gesundheitsbereich kontaktiert. „Mit Hilfe einer Befragung haben wir Informationen darüber erhalten, welche Erfahrungen bisher mit dem Thema Hitze gemacht wurden, welche Hitzeschutzmaßnahmen es in den Einrichtungen bereits gibt und in welchen Bereichen noch Unterstützung benötigt wird“, fasst Christoph Höhn, Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin, zusammen. „In den Antworten wurde deutlich, dass für eine gelungene Umsetzung bauliche Maßnahmen oder eine finanzielle Förderung hilfreich wären und die Beteiligten sich vernetzen wollen“, so Höhn. „Weitere Unterstützung ist auf jeden Fall erwünscht und wir werden die Best-Practice-Beispiele und Hinweise aus der Befragung in unsere weiteren Planungen einfließen lassen“, betont Dr. Wolfgang Lenz.

Wie Christoph Höhn zu diesem Thema weiter ausführt, werde das Phänomen der heißen Sommer derzeit noch weitgehend unterschätzt. „Die anhaltende Hitze ist nicht nur eine extreme körperliche Belastung, sondern bedeutet auch ein deutlich erhöhtes Risiko für ernsthafte Schäden oder gar Todesfälle“, berichtet er. Für den vergangenen Sommer gehen die Experten auch in unseren Breiten von mehreren tausend Hitzetoten aus.

Auswirkungen auf den Menschen werden häufig unterschätzt

Bereits Temperaturen von über 30 Grad erfordern besondere Maßnahmen sowie ein angepasstes Verhalten, auch weil die individuelle Wirkung durch Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und andere Faktoren noch verstärkt werden kann. Und solche „Hitzetage“ gab es im vergangenen Sommer auch im Main-Kinzig-Kreis in großer Zahl: Der Deutsche Wetterdienst meldet für die Stationen in Gründau und Schlüchtern 28 und 26 solcher Hitzetage. Ähnliche Werte wurden auch schon in den Jahren 2015, 2018 und 2019 erreicht.

„Wir werden uns auf diese veränderten Bedingungen einstellen müssen und parallel gegen den weiteren Klimawandel kämpfen“, erklärt die Umwelt- und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler. Der Main-Kinzig-Kreis verfolgt genau diese „zweigleisige Strategie mit dem Hitzeaktionsplan und dem Klimaschutzkonzept, dass derzeit erarbeitet wird. Dieses muss bis September 2023 fertiggestellt werden.

Den Weg zu diesem umfassenden Papier haben André Schnatz und Tamara Rexroth im Rahmen der ersten Sitzung der Lenkungsgruppe kurz vorgestellt. Sie bilden das Klimateam im Umweltamt und erstellen derzeit mit Hochdruck eine Bestandsaufnahme für die Kreisverwaltung. Daraus wird dann der Handlungsrahmen abgeleitet unter anderem zur weiteren Reduzierung der Treibhausgase.

Zudem steht das Thema Klimaanpassung auf der Agenda, also zum Beispiel bauliche und organisatorische Maßnahmen, die gegen die große Hitze schützen sollen. Wie das konkret aussehen kann, haben unter anderem die Städte Mannheim und Worms eindrucksvoll vorgemacht. Die Details stellte Alexandra Idler aus dem Fachbereich Klima, Natur, Umwelt der Stadt Mannheim in der Lenkungsgruppe des Main-Kinzig-Kreises vor. Die Ärztin Nathalie Nidens von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) schilderte zudem die Chancen lokaler Bündnisse und Prof. Dr. Dea Niebuhr von der Hochschule Fulda erläuterte im Schnelldurchlauf den zuverlässigen Weg zum Hitzeaktionsplan.

Mit diesem „sehr informativen Auftakt“ sieht die Erste Kreisbeigeordnete das Projekt Hitzeaktionsplan auf einem sehr guten Weg. Als zentrale Bausteine wurden die gezielte Öffentlichkeitsarbeit sowie die Sensibilisierung und Aufklärung der relevanten Gruppen genannt. So soll es in den kommenden Monaten tiefergehende Informationen zu dem Thema geben, die dann auch auf einer entsprechenden Homepage zu finden sind. Für den Samstag, 6. Mai, ist zudem ein „Hitzeschutztag“ geplant, bei dem ebenfalls der fachliche Austausch und die Öffentlichkeitsarbeit im Mittelpunkt stehen.

Das Hessische Hitzewarnsystem

Das Hessische Hitzewarnsystem besteht aus zwei Warnstufen. Stufe 1 warnt vor einer starken Wärmebelastung und wird bei einer gefühlten Temperatur von über 32 Grad erreicht. Eine extreme Wärmebelastung (Warnstufe 2) liegt vor, wenn die gefühlte Temperatur 38 Grad übersteigt oder Warnstufe 1 an vier aufeinander folgenden Tagen andauert. Seit 2017 werden ältere und pflegebedürftige Menschen vom Deutschen Wetterdienst ergänzend und gezielt angesprochen, wenn die gefühlte Temperatur 36 Grad übersteigt. Für diese Menschen stellt die Hitze bereits oberhalb dieses Schwellenwerts eine extreme Belastung dar. Der Deutsche Wetterdienst weist auch darauf hin, dass in Stadtgebieten aufgrund verringerter nächtlicher Abkühlung eine zusätzliche Wärmebelastung auftreten kann.