Eröffnung Archiv Frauenleben MKK

pm-img
Feierlich wurden die neuen Räume des Archivs Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis eröffnet. Im Bild zu sehen sind: Renate Holzapfel, Ilse Werder und Rotraud Schäfer (vordere Reihe von links), Landrat Thorsten Stolz, Nicole Dümpelmann 2. Vorsitzende, Barbara Kruse, 1. Vorsitzende, Anja Ruppel-Meinhardt, Schatzmeisterin, und Landrat a.D. Karl Eyerkaufer (hintere Reihe von links).

Das „Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis“ ist umgezogen. War es lange Jahre in einem Gebäude der Kreisverwaltung in der Barbarossastraße untergebracht, ist es seit diesem Frühjahr im Ziegelhaus zu finden – und damit mitten in der Stadt. Das Schaufenster schmückt ein großformatiges Bild, das Frauen aus mehreren Generationen zeigt und große Harmonie ausstrahlt. Mit ebenso großer Harmonie weihte der Verein „Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis“ kürzlich gemeinsam mit Mitgliedern, Freundinnen und Weggefährtinnen die neuen Räume ein. Der weit überwiegende Teil der Gäste war weiblich, doch auch eine Handvoll Männer hatten sich eingefunden – unter ihnen der ehemalige Landrat des Main-Kinzig-Kreises Karl Eyerkaufer und Landrat Thorsten Stolz.

Barbara Kruse, Vorsitzende des Vereins „Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis“, begrüßte die Anwesenden herzlich, viele mit Namen. Besonders hob sie die Leistungen der drei Frauen hervor, die den Verein und damit das Archiv aufgebaut und lange Jahre begleitet haben: Ilse Werder, Rotraud Schäfer und Renate Holzapfel. Kurz skizzierte sie die Ziele des Vereins: „Uns geht es darum, das Wirken, die Leistungen und die Erfolge von Frauen sichtbar zu machen. Das ist auch heutzutage noch notwendig. Wie sehr, lässt sich schon daran ermessen, wie viele Männer auf den Fotos in Tageszeitungen zu sehen sind – und wie wenige Frauen.“ Sie dankte dem Main-Kinzig-Kreis für die große Unterstützung seit Gründung des Vereins vor dreißig Jahren und nannte Karl Eyerkaufer einen „Mann der ersten Stunde“. Er sei es gewesen, mit dessen Hilfe 1990 Räume gefunden worden seien. Eindringlich erinnerte Barbara Kruse daran, dass der Frauenbewegung in den 1980er Jahren Radikalität unterstellt worden sei. Dabei sei es den aktiven Frauen und dem Archiv Frauenleben darum gegangen, verborgene Schätze zu heben und das Wirken ihrer Geschlechtsgenossinnen ans Licht zu holen. Nun freut sie sich darauf, gemeinsam mit Mitstreiterinnen in den neuen Räumen Veranstaltungen durchzuführen und lädt Interessierte ein, das Archiv für eigene Projekte zu nutzen.

Anschließend ergriff Landrat Thorsten Stolz das Wort, beglückwünschte den Verein und alle Mitglieder zu den neuen Räumen und dankte für das große Engagement. Trotz aller Herausforderungen sei der Umzug gut über die Bühne gegangen. Er freue sich, dass die alten Kämpferinnen wie Ilse Werder, Rotraud Schäfer und Renate Holzapfel, die den Verein in erster Generation aufgebaut hätten, an diesem besonderen Tag dabei seien, genau wie Geburtshelfer Karl Eyerkaufer. Dem Verein sei der Generationswechsel gelungen und er sei personell gut aufgestellt, konstatierte der Landrat. Dies sei ein wichtiger Baustein für eine tragfähige Zukunft.

100.000 Artikel und Berichte rund um das Leben, Wirken von Frauen im Main-Kinzig-Kreis, in Hessen und Deutschland, aber auch international würden in den neuen Räumen archiviert. 4.000 Sachbücher seien zusammengetragen worden. „In den neuen Räumen mitten in der Stadt, mit großer Nähe zu den beruflichen Schulen und fußläufig zu weiteren Schulen in Gelnhausen gibt es eine bessere Möglichkeit als zuvor, die Arbeit des Frauenarchivs in die Öffentlichkeit zu tragen“, sagte Thorsten Stolz. Die Digitalisierung von Artikel und Berichten sei bereits erfolgt und wichtig gewesen, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Der Main-Kinzig-Kreis habe dies bewusst finanziell unterstützt. „Doch es reicht nicht aus, zu dokumentieren, zu erhalten und zu bewahren. Jetzt heißt es, nach vorne schauen. Projekte und Netzwerke, die gemeinsam, generationenübergreifend mit der regionalen Kunst- und Kulturszene entstehen, können dabei ein guter Weg sein“, betonte er.

Landrat Thorsten Stolz hatte sich für die neuen Räumlichkeiten eingesetzt und die entsprechenden Kontakte hergestellt. Er sagte zu, dass der Main-Kinzig-Kreis das Archiv auch weiterhin unterstützen werde – und zwar „ideell und finanziell“. Grit Ciani, Leiterin des Amtes für Frauenfragen und Chancengleichheit des Main-Kinzig-Kreises, unterstützte den Landrat in seinem Wunsch, den Blick in die Zukunft zu richten: „Wir müssen uns fragen, was wir mit dem Archiv machen wollen. Wir sollten nutzen, was es bietet und junge Menschen an das Thema Gleichberechtigung und Chancengleichheit heranführen.“

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsfeier von Silke Knoll, Trägerin des Kultur-Sonderpreises 2020 des Main-Kinzig-Kreises. Mit den Songs „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ der Frauenband Schneewittchen und „Neue Männer braucht das Land“ von Ina Deter lud sie die Gäste zum Mitsingen ein und diese ließen sich nicht lange bitten.

Hintergrund: Das „Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis“ wurde im Februar 1990 von 15 Frauen gegründet. Dem vorausgegangen war eine Wanderausstellung, initiiert von der Journalistin Ilse Werder. Sie und ihre Mitstreiterinnen hatten sich „100 Jahre Frauenleben rund um das Kinzigtal“ zum Thema gewählt. Die Resonanz auf die Ausstellung war allseits so positiv, dass der Entschluss, ein entsprechendes Archiv zu gründen, folgte. Ilse Werder stellte den Grundstock für das Archiv aus ihrem persönlichen Fundus zur Verfügung: eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln zur Frauenthemen. Bereits seit 1968, während ihrer Tätigkeit für die Frankfurter Rundschau in Hanau, hatte sie Veröffentlichungen zur Frauenbewegung und deren öffentlichen Aktivitäten im Hanauer Raum sowie zu regional herausragende Personen und Ereignissen gesammelt.