Vorbereitungen in Langenselbold angelaufen

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30. März 2022. - Am Dienstag (29.3.) haben die Arbeiten in der Sporthalle der Langenselbolder Käthe-Kollwitz-Schule begonnen, damit der Main-Kinzig-Kreis dort ab der kommenden Woche ukrainische Geflüchtete unterbringen kann. Nach Birstein und Bruchköbel sowie in der Mehrzweckhalle in Hanau-Mittelbuchen ist das dann die vierte Halle im Kreisgebiet, die für Menschen aus der Ukraine bereitgestellt wird.

Die Grundstrukturen in der Langenselbolder Halle orientieren sich an denen der anderen drei Hallen. Sie wird ebenfalls eine Kapazität für rund 150 Menschen haben, unterteilt in einzelnen Schlafkabinen mit Betten und Grundausstattung. Die genaue Belegungszahl werde sich aus dem Bedarfsfall ergeben, die Kapazitäten seien jedenfalls flexibel anpassbar und für über 200 Personen ausgelegt, wie Landrat Stolz erläutert.

Die Belegungszahl wird auch davon abhängen, wie viele Menschen tatsächlich aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen in den Main-Kinzig-Kreis kommen. Der Kreis rechnet mit etwa 200 bis 250 Personen, die dann in der zweiten Hälfte der kommenden Woche zum großen Teil in Langenselbold unterkommen sollen. Für die laufende Woche sind rund 240 Personen aus der Gießener Einrichtung angekündigt, die in Bruchköbel und Birstein eine Unterkunft erhalten werden.

Landrat Thorsten Stolz sagt, er rechne kurzfristig nicht mit deutlich sinkenden Flüchtlingszahlen. „Uns erreichen wöchentlich nach wie vor mehrere hundert Menschen, überwiegend aus der Ukraine beziehungsweise aus den Aufnahmeorten an der Grenze. Und wenn wir die unverminderte Härte und Brutalität dieses Krieges in den Nachrichten sehen, müssen wir uns im Klaren sein: Unsere gesamtgesellschaftliche Hilfe und unsere breite Solidarität werden langfristig und in großem Umfang vonnöten sein“, so Stolz.

Die Belegung von Wohnungen läuft im Kreisgebiet derweil weiter auf Hochtouren, um den Geflüchteten eine längerfristige Unterbringung zu ermöglichen. Mit Stand Mittwoch waren in den Ausländerbehörden des Main-Kinzig-Kreises und der Stadt Hanau zusammen rund 3.000 Menschen registriert. Etwa zwei von drei der Registrierten sind in Privatwohnungen untergebracht, entweder bei Freunden und Verwandten oder auf Vermittlung des Kreises und der Kommunen in angebotenen Immobilien. Dennoch übersteigt die Zahl der neu Ankommenden weiterhin die Zahl derer, die auf Vermittlung der kommunalen Ebene von einer übergangsweisen Unterbringung in eine dauerhafte Wohnung wechseln.

„Unsere Priorität liegt klar auf der Unterbringung in Wohnungen oder dauerhafteren Wohneinheiten. Wir brauchen also weiterhin die Wohnungsangebote aus unserem Landkreis, und da ist es gut und wichtig, dass uns noch immer jeden Tag Angebote erreichen“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und weist in dem Zusammenhang auf die entsprechende Meldeplattform auf der Kreishomepage hin (www.mkk.de, unter „Ukrainehilfe MKK“). Eine Vermittlung in Wohnungen brauche eine gute Vorbereitung. Dazu gehöre teils eine zusätzliche Ausstattung, „und natürlich eine Sicherheit für die Vermieter und die Menschen, die dort leben werden“, so Simmler: „Das kostet ein bisschen Zeit. Aber derzeit brauchen wir akut eben auch die größeren Einrichtungen, ohne sie geht es nicht. Wir sind allen Kommunen und speziell auch den betroffenen Schulgemeinden in Birstein, Bruchköbel und Langenselbold dankbar, dass wir bei dieser Aufgabe so eng abgestimmt und uns gegenseitig unterstützend vorgehen können.“

Susanne Simmler macht deutlich, dass zumindest noch für die Monate April und Mai das Jugendzentrum Ronneburg als Zwischenstation zur Verfügung stehen muss. Ebenso seien angemietete Hotels und größere Wohneinheiten im gesamten Landkreis Teil der weiteren Planungen. Wie es angesichts der hohen Zahl an Geflüchteten weitergehe, hänge zunächst vor allem von der Lage in der Ukraine ab. Ob es weitere Hallen brauche, stelle sich im Laufe der ersten April-Hälfte heraus.

„Unser Ziel ist es natürlich, so schnell wie möglich die Menschen, die zu uns kommen, aus den Hallen in andere Unterkünfte zu bringen. Aber es ist eben auch so, dass alleine die Zahl derer, die bei uns Schutz suchen, die kurzfristig verfügbaren Kapazitäten noch übersteigen. Und so stellen wir uns im Verwaltungsstab auf verschiedene Szenarien ein, planen diese und treffen dann notwendige Entscheidungen, gerade vor dem Hintergrund dieses grausamen Krieges, bei dem wir alle hoffen, dass er so schnell wie möglich beendet sein möge“, führt die Erste Kreisbeigeordnete aus. „So haben wir auch gemeinsam mit der Stadt Hanau bereits erste Überlegungen getroffen, wie wir im Falle eines Einsatzbefehls des Landes Hessen an den Landkreis vorgehen würden, also wenn wir kurzfristig eine Außenstelle für die Erstaufnahmeeinrichtung Gießen errichten müssten. Dann wäre die August-Schärttner-Halle in Hanau sicher eine mögliche und aus der Erfahrung heraus infrastrukturell gute Option. Parallel geht es aber eben darum, dauerhaftere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen oder zu errichten.“

Die Kreisspitze hat als Hallen vor allem jene in den Blick genommen, die aufgrund ihrer Infrastruktur und des bestehenden Versorgungsangebots besonders geeignet erscheinen. Daher sei etwa die Wahl der ersten Schulturnhallen auf die Standorte Birstein, Bruchköbel und Langenselbold gefallen, wie Landrat Thorsten Stolz erläutert: „An diesen Schulstandorten gibt es jeweils eine Mensa beziehungsweise eine gute und etablierte Mittagsverpflegung. Darauf konnten wir mit unseren Überlegungen aufsetzen: Die Schulkinder werden versorgt und durch die zuständigen Catering-Unternehmen – unbestritten mit einer zusätzlichen Kraftanstrengung – auch die Menschen, die wir aus der Ukraine unterbringen.“ Diese Möglichkeit gebe es in der Form auch noch rund um einzelne weitere Hallen im Main-Kinzig-Kreis. Parallel würden aber auch mit Hochdruck in Hanau frühere Kasernengebäude hergerichtet und im Kreisgebiet weitere große Einrichtungen bezogen. „Ob kurzfristig und wenn ja welche weitere Hallen benötigt werden, legen wir in den kommenden Tagen fest, wenn uns neuere Prognosezahlen des Bundes und des Landes Hessen vorliegen“, so Stolz.