Digitalisierung hilft dabei, wertvolle Dokumente der Zeitgeschichte zu bewahren

pm-img
Landrat Thorsten Stolz besuchte die neuen Räumlichkeiten des Vereins Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis im Ziegelhaus 6-8 in Gelnhausen. Unser Bild zeigt (von links): Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte beim Main-Kinzig-Kreis, Vorsitzende Barbara Kruse und Bibliothekarin Maria Patzer vom Zentrum für Regionalgeschichte.

21. März 2022. - Das große, einladende Schaufenster ist wie ein Tor in die Geschichte. Frauengeschichte, um genau zu sein. In seinem neuen Domizil im Ziegelhaus 6-8 in Gelnhausen hat der Verein „Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis“ den direkten Draht zu den Menschen, die dort tagtäglich vorbeikommen – und neugierige Blicke ins Innere des früheren Ladengeschäfts werfen. „Der neue Standort ist ideal, um Aufmerksamkeit zu wecken“, stellte Landrat Thorsten Stolz bei seinem Besuch fest. „Wir freuen uns riesig über das Interesse, das wir seit dem Umzug in diese Räumlichkeiten registrieren“, bestätigte Barbara Kruse, Vorsitzende des Vereins. Im Schaufenster lachen von einem großen Bild vier Frauen den Besucherinnen und Besuchern entgegen, gestaltet von der Zeichnerin und Künstlerin INK.

Bei seinem Besuch informierte sich Thorsten Stolz über die Arbeit des Vereins und vor welchen Herausforderungen dieser aktuell steht. Bis vor Kurzem war das Archiv noch in den Räumen des Main-Kinzig-Kreises untergebracht. Dort war das Archiv Frauenleben jedoch nach Außen kaum sichtbar, auch spontane Besuche waren nicht möglich. „Das hat sich jetzt mit dem Umzug geändert. Die neuen Räume bieten vielfältige Optionen und erlauben es auch spontan, sich vor Ort einen Überblick über den Präsenzbestand zu verschaffen“, sagte Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte.

Die neuen Räumlichkeiten, die von der Sparkasse Gelnhausen gemietet sind, hatte Landrat Thorsten Stolz vermittelt. Durch den Umzug wurde im Main-Kinzig-Forum Platz frei, den nun das Amt für Kultur, Sport, Ehrenamt und Regionalgeschichte nutzen kann. Als Einzugsgeschenk versprach der Landrat dem Archiv Frauenleben einen Ohrenbackensessel, der farblich gut zu den bereits vorhandenen bunten Sitzkissen auf der Fensterbank des Schaufensters passt. Denn das neue Domizil bietet sich für kleinere Veranstaltungen geradezu an. „Wir denken da an Lesungen mit zwei Autorinnen aus der Region. Zwei Termine sind bereits in Planung“, erläuterte Barbara Kruse.

Ein Schwerpunkt des Vereins liegt in der Aufarbeitung und Dokumentation von Frauen- und Kulturgeschichte aus der Region. Das betrifft vielfältige Bereiche, etwa die Arbeitswelt, aber auch den Bereich Politik und Gleichberechtigung. Derzeit werden die Ergebnisse der Frauenerzählcafés in Wächtersbach zu einem neuen Buch verarbeitet, für das Renate Holzapfel wichtige Vorarbeit geleistet hat. Diese Zusammenkünfte gab es seit 1999, sie lockten regelmäßig bis zu 50 geschichtsinteressierte Frauen. „Diese mündlich weitergegebenen Geschichten sind eine wichtige Quelle für sozialgeschichtliches und historisches Wissen aus erster Hand. Wir sammeln diese Berichte und bereiten sie auf“, erläuterte Barbara Kruse.

Der Verein habe die Digitalisierung von zeitgeschichtlichen Dokumenten aus der regionalen Presse abgeschlossen. „Dies war nur durch die finanzielle Unterstützung des Main-Kinzig-Kreises überhaupt möglich. Auf diese Weise wurde wertvoller Platz in den Regalen frei“, erklärte Barbara Kruse. Der digitale Zugriff erleichtere künftig die Beantwortung von Anfragen, sobald die Daten aus 330 prall gefüllten Aktenordnern in eine Datenbank eingepflegt sind. Dann kann das Archiv Frauenleben damit nicht nur eigene Publikationen herausgeben, sondern auch Projekte zu frauengeschichtlichen Themen von anderen Forschenden unterstützen.

Den Grundstock für das Archiv, eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln zur Frauenthemen, hatte Gründungsmitglied, langjährige Vorsitzende und heute Ehrenvorsitzende Ilse Werder aus ihrem persönlichen Archiv zur Verfügung gestellt. Die frühere Journalistin der Frankfurter Rundschau hatte seit 1968 Material zur Frauenbewegung sowie zu regional herausragende Personen und Ereignissen gesammelt. „Dieses mit den Jahren stark angewachsene Archiv gilt es jetzt für die Zukunft digital zu sichern“, sagte Barbara Kruse.

„All das erfordert die aktive Mitarbeit von engagierten Frauen, ohne diese Begeisterung für die Geschichte von Frauen insbesondere in der Region des Main-Kinzig-Kreises geht das nicht. Deshalb gilt mein ausdrücklicher Dank diesen Frauen, die wichtige Dokumente sichten, Geschichten sammeln und für die Nachwelt erhalten“, sagte der Landrat. Denn damit werde die Lebensleistung vieler Frauen sichtbar gemacht, die sonst im Verborgenen bleiben würde.

Die Bücher des Archivs sind in der Präsenzbibliothek im Archiv Frauenleben zugänglich. Der Buchbestand ist in einer Datenbank erfasst, die Bestandteil des Bibliothekskatalogs des Zentrums für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises ist. Interessierte können über den öffentlich zugänglichen Online-Katalog nach Titel, Verfasserin oder Schlagworten recherchieren. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des Vereins: www.frauenarchiv-mkk.de .