Tag des Gesundheitsamts am 19. März

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Im Laufe der Pandemiezeit hat das heutige Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr spezielle Fachteams gebildet, um für kurze Wege und schnellen Rat zu sorgen.

18.03.2022. - Am 19. März steht nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie ein Wendepunkt an: In Absprache zwischen Bund und Ländern sollen zum Frühlingsbeginn die meisten Corona-Maßnahmen auslaufen. Gleichzeitig fällt auf dieses Datum der „Tag des Gesundheitsamts“, den das Robert-Koch-Institut vor drei Jahren zur Würdigung der rund 400 Gesundheitsämter Deutschlands eingeführt hat. Für Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler ist das der Anlass klarzustellen, „dass sich die Pandemie nicht an Kalendervorgaben hält, sondern gerade wieder auf hohem Niveau zusätzlich an Fahrt aufnimmt“. „Und doch muss man zurecht auch darauf hinweisen, dass hinter der Bekämpfung der Pandemie Frauen und Männer stehen, unter anderem im Main-Kinzig-Forum im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Für diese Arbeit haben sie größten Respekt und Anerkennung verdient.“

Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, sieht in den zwei Pandemie-Jahren eine Herausforderung, wie sie sich den Gesundheitsämtern so noch nie dargestellt hat. „Um die zunehmende Fülle an Aufgaben zu bewältigen, bekamen wir im Laufe der Zeit Unterstützung über unser Amt hinaus: Von anderen Ämtern unserer Verwaltung, der aQa GmbH, von Bundes- und Landesbediensteten, etwa aus dem Staatlichen Schulamt, vom Deutschen Roten Kreuz, von sogenannten Containment-Scouts, also in erster Linie Studenten, die vom Robert Koch-Institut entsandt wurden, und mit 20.000 Arbeitstagen von der Bundeswehr“, erinnert sich Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr.

„Die Mitarbeiterzahl im Sachgebiet ‚Hygiene und Umweltmedizin‘ wurde verdreifacht, im Team Covid arbeiteten zu den Spitzenzeiten bis zu ca. 250 Personen und im neugeschaffenen Sachgebiet ‚öffentliches Impfangebot‘ gibt es derzeit rund 75 Stellen für die Arbeit rund um Corona-Impfungen“, fasst Yvonne Jongkind, Leiterin des Kompetenzteams Personal im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr, zusammen.

Das Sachgebiet Hygiene und Umweltmedizin ist in der Pandemie besonders gefordert, denn von hier aus werden die meisten Corona-Aufgaben koordiniert. „Wir haben überwiegend in Teams mit inhaltlichen Schwerpunkten gearbeitet, zum Beispiel Krankenhäuser, Alten- und Pflegeeinrichtungen und Organisation von PCR-Terminen“, erklärt Sakire Caglayan, ärztliche Leiterin des Sachgebiets. Die Arbeitszeiten einiger Mitarbeiter haben sich auf 22 Uhr erweitert und erstreckten sich über mehrere Schichten auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen. „Im Laufe der Pandemie haben sich diese Aufgaben in den Schwerpunkten vielfach verändert. Vor allem jetzt im Zuge der steigenden Infektionszahlen arbeiten wir priorisiert in den vulnerablen Schwerpunkten“, so Sakire Caglayan.

Um Fragen der Bürger zu beantworten, wurde bereits im März 2020 ein Bürgertelefon eingerichtet. Zunächst mit wechselnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Dreischichtsystem, ab Dezember 2020 mit einem festen Personenstamm. „Es gab Tage, an denen innerhalb von zwei Stunden mehr als 10.000 Anrufe eingingen“, berichtet Carmen Waldmann, Leiterin des Kompetenzteams Bürgerinformation.

Auch die Arbeit der anderen Sachgebiete wurde vom Coronavirus geprägt; beispielsweise durften monatelang keine Schuleingangsuntersuchungen oder zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in Kindergärten und Schulen stattfinden. „Wir versuchen nun, in teilweise reduziertem Umfang Untersuchungen von 2020/21 nachzuholen“, sagen Dr. Simone Karau, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes und Dr. Gunda Adolphi, Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes. In der Betreuungsbehörde hingegen fanden die meisten Hausbesuche von zum Beispiel psychisch Kranken im Rahmen der betreuungsgerichtlichen Verfahren mit wenigen Einschränkungen statt, berichtet der Leiter Bernd Kaltschnee.

Komplizierter war es im Amtsärztlichen Dienst: Neben den hausinternen Impfungen sollte das Sachgebiet bei der Coronavirus-Bekämpfung helfen, andererseits konnte man gesetzlich vorgeschriebene Untersuchungen, zum Beispiel bei Beamten, nicht ausfallen lassen. „Das führte dazu, dass die hessische Verwaltung auch private Anbieter für die Untersuchungen zuließ, die aber die komplexeren Fälle lieber an uns abgegeben haben“, erklärt Sachgebietsleiterin Dr. Ev-Marie Horbach. Um die Zulassung und Betreuung der Testzentren kümmerte sich das Kompetenzteam Grundsatz/Recht, verfasste tägliche Lageberichte für den Krisenstab und ging in den vergangenen zwei Jahren mehr als 7.000 Corona-Ordnungswidrigkeiten nach.

„Die Dynamik des Geschehens hat unseren Kolleginnen und Kollegen viel abverlangt“, glaubt Günther Seitz, stellvertretender Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Erik Zukunft, der die organisatorische Leitung des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin innehat, sagt: „Manchmal war es nicht nur das hohe Arbeitsaufkommen, das die Mitarbeiter an die Belastungsgrenze gebracht hat, sondern auch die uns teilweise überraschenden und schnelllebigen politischen Entscheidungen aus Wiesbaden und Berlin. Man konnte die Arbeitsweisen oft gar nicht so schnell anpassen, wie die Änderungen eingingen“, kritisiert der Verwaltungsbeamte.

Zu den wichtigsten Bausteinen in der Pandemiebekämpfung gehört für den Main-Kinzig-Kreis die Coronavirus-Impfung. „Wir haben uns früh auf die Einrichtung von Impfzentren eingestellt, ebenso auf die Zeit nach Ende dieser zentralen Anlaufstellen. Uns war klar, dass es Impfangebote in der Fläche des Kreises geben muss, dauerhaft und ohne Hürden. Diesen Punkt haben wir dann auch schnell erreicht und werden hier weiterhin präsent bleiben“, betont Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler. Zum Jahresende 2020 begann der Landkreis mit den Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen, von Februar bis September 2021 wurden in den Impfzentren in Hanau und Gelnhausen Impfungen angeboten und ab Anfang Oktober in zeitweise bis zu sieben Impfstellen im Rahmen der kreiseigenen Kampagne „Dein Pflaster“. Die Impfleitung um Dr. Silke Hoffmann-Bär blickt mit gemischten Gefühlen auf den kommenden Herbst. „Da in Hessen immer noch nicht mal 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, sieht es nicht nach einem Ende der Pandemie aus.“ Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler stimmt zu: „Wir müssen uns auf jeden Fall weiterhin verantwortungsbewusst verhalten und das Virus ernst nehmen. Für die Kolleginnen und Kollegen im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr heißt das wiederum, dass die Fälle und die Auswirkungen auch in den kommenden Monaten noch ihre Arbeit prägen werden.“

An Projekten gibt es im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr dieses Jahr darüber hinaus viel zu tun: weitere Prozesse digitalisieren, bestehende Projekte und Aufgaben wieder voll hochfahren und das Zusammenwachsen der ehemals beiden Ämter „Gesundheitsamt“ und „Gefahrenabwehrzentrum“ vorantreiben. Dass die Fusion in die Corona-Zeit fiel, war ursprünglich nicht beabsichtigt, erwies sich aber in vielen Punkten als vorteilhaft. „Die Pandemie hat sogar umso deutlicher gezeigt, dass die Zusammenführung überfällig war“, glaubt der stellvertretende Amtsleiter Günther Seitz. „Das hat sich zum Beispiel bei der Impfkampagne gezeigt, in die Fachleute aus allen Bereichen involviert waren“, ergänzt Amtsleiter Dr. Wolfgang Lenz.

Das Robert-Koch-Institut hat 2019 erstmals für den 19. März den „Tag des Gesundheitsamts“ ausgerufen. Damit soll die Arbeit der rund 400 deutschen Gesundheitsämter gewürdigt werden „als zentrale Säule für den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung“, wie Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, seinerzeit mitteilte. Der 19. März ist der Geburtstag des Arztes und Philosophen Johann Peter Frank. Der im 18. Jahrhundert lebende Mediziner gilt als Begründer des Öffentlichen Gesundheitswesens. Sein Ziel war es, durch eine staatliche Gesundheitsverwaltung und bessere Lebensbedingungen die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Er setzte sich beispielsweise für sauberes Trinkwasser ein und verfasste sechs Bände zum Thema „System einer vollständigen medicinischen Polizey“.