Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter
18. November 2025 - Häusliche und sexualisierte Gewalt ist auch heute noch bedrückende Realität für viele Frauen weltweit und auch im Main-Kinzig-Kreis. Fest steht: Im eigenen Heim leben Frauen am gefährlichsten. In Deutschland ist oder war schon jede vierte Frau Opfer von häuslicher Gewalt. Zwei Drittel aller Vergewaltigungen finden, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, im häuslichen Umfeld, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz statt. Darauf macht Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, dem „Orange-Day“, am 25. November aufmerksam: „Wenn wir von Gewalt gegen Frauen sprechen, hat diese Gewalt viele hässliche Gesichter: Psychische Gewalt, Herabwürdigung, finanzielle Abhängigkeiten in Ehe und Partnerschaft, Stalking, digitale Gewalt, Menschenhandel und Gewalt im Rahmen von Prostitution oder Genitalverstümmelung.“
Als Zeichen der Solidarität findet am Freitag, 21. November, um 17 Uhr vor und im Pali Kino Gelnhausen eine öffentliche Lichteraktion mit Hintergründen, Informationen zu Hilfeangeboten und Austausch statt. Um 17.30 Uhr laden die Veranstaltenden zur kostenfreien Kinovorführung des Films „She Said“ von Maria Schrader ein. Im Film geht es um die wegweisende Reportage-Arbeit der Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, die 2017 mit ihrem Artikel über Harvey Weinstein den wesentlichen Katalysator für die #Metoo-Bewegung lieferten. Organisiert wird der Abend vom Frauen- und Gleichstellungsreferat des Main-Kinzig-Kreises, den beiden Frauenhäusern in Wächtersbach und Hanau sowie der Frauenbeauftragten der Stadt Gelnhausen.
„Mit dem Aktionstag rückt ein breites gesellschaftliches Bündnis Vorurteile, Zusammenhänge und Missstände in Bezug auf häusliche Gewalt sowie Gewalt gegen Frauen in allen Lebensbereichen in den Mittelpunkt. Die Folgen gehen uns als Gesellschaft alle etwas an, denn sie haben messbare finanzielle Auswirkungen“, betont Andreas Hofmann. Laut einer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegebenen Studie belaufen sich diese in Deutschland auf ungefähr sieben Milliarden Euro pro Jahr. Hohe Kosten entstehen aber nicht nur für die Betroffenen selbst, auch die Gesellschaft muss einen großen Beitrag leisten, um das bundesweite Hilfe- und Schutzsystem zu finanzieren, Gesundheitskosten, Produktivitätsverlust, Strafverfolgung und langfristige soziale Kosten zu tragen. „Daran zeigt sich sehr deutlich, dass Gewalt gegen Frauen kein individuelles und privates, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und uns alle angeht“, so Andreas Hofmann.
Die Frauenhäuser und Beratungsstellen leisten das ihnen Mögliche. Dennoch gilt: „Wir können dabei nur einem kleinen Teil der betroffenen Frauen die notwendige Hilfe bieten. Frauenhausplätze sind nicht einfach so für jede Frau vorhanden, die einen sicheren Ort benötigt. Im Gegenteil: Der Platz muss von den Frauen, sofern sie ein Einkommen haben, selbst bezahlt werden. Das können sich viele von ihnen gar nicht leisten“, erklären Brigitte Machnitzke und Lea Kirchner vom Frauenhaus Wächtersbach. Zudem gehe der Arbeitsplatz spätestens dann verloren, wenn Frauen weitab vom Wohnort Schutz suchen müssen – was meist der Fall sei. Für diejenigen Frauen, welche das Glück hatten, im Frauenhaus begleitet zu werden, sei der Schritt in ein neues Leben für sich und die Kinder fast immer mit großen Hürden und Anstrengungen verbunden. Aufgrund der angespannten Situation am Wohnungsmarkt seien diese Frauen erheblich benachteiligt und müssten viel länger als notwendig im Frauenhaus bleiben.
„Viele Frauen erleben alltäglichen Sexismus, patriarchales Machtdenken, rückwärtsgewandte Rollenbilder und eine strukturelle Benachteiligung von Frauen – nicht nur in von Gewalt geprägten Beziehungen. All das ist nicht hinnehmbar“, unterstreicht Grit Ciani, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises. Gerade wenn finanzielle Abhängigkeiten bestehen, dauere der Schritt aus der Gewalt unerträglich lang, was dazu führe, dass Frauen gar keinen Ausweg für sich sehen. „Deshalb ist es ratsam, nicht nur hinzuschauen und die Betroffenen auf ihre Situation anzusprechen, sondern auch konkret Unterstützung anzubieten, ohne Druck auf die Frauen auszuüben“, so Grit Criani. Betroffene und Interessierte können sich bei Beratungsstellen im gesamten Landkreis Unterstützung holen.
Auf den „Orange Day“ machen zahlreiche öffentliche Einrichtungen, Vereine und Institutionen aufmerksam und haben in den vergangenen Jahren z.B. die Idee der orangefarbenen Stühle oder orangefarbenen Sitzbänke mit der Aussage „Nein zu Gewalt an Frauen“ aufgegriffen. Plakate und Flyer können im Frauenbüro des Main-Kinzig-Kreises abgeholt werden, Kontakt: frauenbuero@mkk.de, Telefon (06051) 8512316.
Folgende Anlaufstellen stehen Betroffenen und unterstützenden Personen zur Verfügung:
Fachberatungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt: frauenberatungsstelle-waechtersbach@gmx.de, Telefon (06053) 708757.
Fachberatungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt: hilfe@frauenberatung-hanau.de, Telefon (06181) 1 89 76 64.
Zudem gibt es das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 116 016, es ist rund um die Uhr erreichbar und bietet Beratungen in 18 Sprachen an. Mehr dazu auf www.hilfetelefon.de.
In akuten Notlagen ist die Polizei immer unter 110 erreichbar, dort gibt es speziell geschulte Expertinnen und Experten für alle weiteren Schritte. Außerdem gibt es im Main-Kinzig-Kreis das Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung – alle Informationen und die zuständigen Kliniken gibt es auf Der Seite www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de sowie weitere spezialisierte Beratungsstellen.
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