Gemeinsam gegen multiresistente Keime

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Vertreter und Vertreterinnen von 29 Alten- und Pflegeeinrichtungen, Pflegediensten, Rettungsdiensten, Reha-Kliniken und Krankenhäusern haben im Main-Kinzig-Forum ihre Qualitätssiegel vom MRE-Netz Rhein-Main erhalten. „MRE“ steht für „multiresistente Erreger“. Das Siegel bescheinigt den Mitgliedern hohe standardisierte Hygienemaßnahmen, um die Verbreitung von Bakterien einzudämmern, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken. Die Verleihung übernahmen Dr. Katharina Pieper (Zweite von rechts) sowie die Gesundheitsaufseherin Nina Wöllner (rechts) aus dem Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr, hier mit Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr (Dritter von rechts).

15. September 2025 - Im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen haben kürzlich 29 Einrichtungen das Qualitätssiegel „MRE-Netz Rhein-Main“ erhalten. Das Siegel bescheinigt den Einrichtungen, dass sie sich seit mindestens zwei Jahren zum Schutz ihrer Patienten und Patientinnen vor multiresistenten Keimen an die Voraussetzungen des MRE-Netzes zur Hygiene halten und die Mitarbeiter regelmäßig schulen. Gewürdigt wurde ihr Engagement von Dr. Katharina Pieper, Sachgebiet Hygiene und Umweltmedizin im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr. „Die Aktualität des Themas multiresistente Keime zeigt, dass ein konsequentes Hygienemanagement die Gesundheit und Sicherheit von Menschen schützt“, so die Ärztin.

Hintergrund ist die zunehmende Verbreitung von Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Verstärkt wird diese Entwicklung unter anderem dadurch, wenn zu häufig unnötigerweise Antibiotika verschrieben werden, beispielsweise bei Erkältungen. Für Gesunde sind die Keime weniger problematisch, wohl aber für immungeschwächte Personen oder Menschen mit Wunden von Verletzungen oder Operationen. Insbesondere in medizinischen Einrichtungen sind diese Personengruppen einem erhöhten Übertragungsrisiko ausgesetzt, etwa durch die oft erforderlichen invasiven diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen.

Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) betrachtet multiresistente Keime als eine der bedeutendsten Krankheitsbedrohungen Europas. Nach Schätzungen der ECDC sterben im Europäischen Wirtschaftsraum jährlich 35.000 Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien. Bereits 2006 schlugen mehrere Gesundheitsminister der Bundesländer eine Bildung regionaler Netzwerke vor, um die Verbreitung der Keime wirkungsvoller zu bekämpfen. Nach mehreren Jahren Vorbereitung bildeten sich in Hessen unter der Schirmherrschaft des Hessischen Sozialministeriums sowie der organisatorischen Leitung mehrerer Gesundheitsämter die MRE-Netzwerke (MRE: multiresistente Erreger) Nord- und Osthessen, Mittelhessen, Rhein-Main und Südhessen.

Der Main-Kinzig-Kreis gehört seit 2012 zum MRE-Netz Rhein-Main und verzeichnet inzwischen mehr als 71 Mitglieder. Das können Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Altenpflegeheime und ambulante Pflegedienste, Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen oder Rettungsdienste sein. „Für jede Einrichtung gibt es gewisse Siegelkriterien. Beispielsweise gehören für alle ein Hygieneplan nach RKI-Empfehlungen, ein qualifizierter Ansprechpartner für Hygiene sowie jährliche Mitarbeiter-Fortbildungen dazu“, erläutert Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr.

Bei Interesse an einem Beitritt füllen die Einrichtungen eine Teilnahmeerklärung aus und passen ihren Hygieneplan den Kriterien entsprechend an. Nach zwei Jahren Mitgliedschaft kann man das Siegel beantragen. Die dafür notwendigen Unterlagen prüft das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr und teilt der Einrichtung mit, falls etwas nachgereicht werden muss. Das MRE-Netz informiert und berät (auch telefonisch) seine Mitglieder, organisiert Fortbildungen und stellt auf seiner Webseite Informationsmaterial zur Verfügung, etwa Flyer für Patienten und Patientinnen oder Fachartikel. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das regional abgestimmte Handeln innerhalb der medizinischen Einrichtungen, um die Verbreitung von multiresistenten Erregern weitgehend einzuschränken. Das Siegel erhalten die Einrichtungen nur, wenn sie die vorgegebenen Standards wie etwa Schulungen der Mitarbeitenden, erfüllen. Alle zwei Jahre kann das Siegel neu beantragt werden.

In Merkblättern und Plänen wird der genaue Ablauf von Hygienemaßnahmen beschrieben. „Ein Schwerpunkt ist die gründliche Händehygiene“, erläutert Dr. Katharina Pieper. Sollte es zu einer Infektion mit einem multiresistenten Erreger kommen, führt der Hygieneplan auf, welche Personen darüber informiert werden, unter welchen Umständen Patienten und Patientinnen isoliert werden müssen und welche Schutzkleidung von den Mitarbeitenden getragen werden muss.

Landrat Thorsten Stolz begrüßt den Beitritt neuer Mitglieder im MRE-Netzwerk: „Es ist erfreulich, wie viele Einrichtungen sich bereits an der Zusammenarbeit beteiligen. Nur so kann es gelingen, die Hygienemaßnahmen so zu verbessern, dass das Risiko für gefährdete Menschen möglichst gering ist.“

Folgende Einrichtungen haben ihr MRE-Siegel erhalten:

Alten- und Pflegeeinrichtungen:

AWO Pflegeplus Sozialzentrum Bruchköbel, Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises: Stadtteilzentrum an der Kinzig in Hanau, Seniorenzentrum Steinau, Wohn- und Gesundheitszentrum Lebensbaum Sinntal, Seniorenzentrum Gründau und Kreisruheheim Gelnhausen. Martin Luther Stiftung Hanau: Seniorenzentrum Colemanpark, Gelnhausen, Alten- und Pflegeheim Haus St. Elisabeth, Hanau, Wohnanlage „Auf der Aue“, Hanau, Gustav-Adolf-Haus, Hanau, Katharinenstift, Hanau, Wichernhaus, Hanau, „Haus am Brunnen“, Hanau, Altenhilfezentrum Bernhard Eberhard, Hanau, Diakonisches Zentrum „Haus im Bergwinkel“, Schlüchtern und Altenhilfezentrum Schöneck Büdesheim.

Pflegedienste:

Ambulanter Pflegedienst „Mainterrasse“, Doorner Straße und Nußallee, Hanau, Martin Luther Stiftung Hanau, Diakoniestation MLS Hanau und Ambulanter Pflegedienst Sinntal.

Rettungsdienste:

DRK Kreisverband Gelnhausen-Schlüchtern, DRK Rettungsdienst Main-Kinzig, Hanau.

Reha-Kliniken:

Reha-Kliniken Küppelsmühle Bad Orb, MEDICLIN Reha-Zentrum Bad Orb und MEDIAN Kinzigtal-Klinik Bad Soden-Salmünster.

Krankenhäuser:

Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen und Schlüchtern, Klinikum Hanau, St. Vinzenz-Krankenhaus Hanau.

Interessierte medizinische Einrichtungen, Ärzte oder Apotheker können auf der Webseite des MRE-Netzes Rhein-Main www.mre-rhein-main.de die Kriterien für einen Beitritt nachlesen und Teilnahmeerklärungen herunterladen. Auch Informationen zu Hygiene-Themen sind dort zu finden.