Nursing Anne hilft bei der Berufswahl

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Auszubildende Anna-Sophie Lanz hilft einer Schülerin dabei, ein "Baby" zu baden.

06. Februar 2024 - Der Puls der „Patientin“ rast, das spürt der Schüler, der ihn am Handgelenk von „Nursing Anne“ ertastet. Darren Baulig bestätigt mit einem Blick auf den Monitor den hohen Wert. Der Lehrer von der Akademie für Gesundheit lässt an diesem Vormittag eine Schülergruppe nach der anderen an der Patientenpuppe ausprobieren, wie es sich anfühlt, sich um kranke oder pflegebedürftige Menschen zu kümmern. „Nursing Anne“ ist ein Simulator mit menschlichem Aussehen, an dem angehende Pflegefachkräfte den Umgang mit Patienten trainieren können. Die Puppe steckt voller Elektronik, sodass eben auch der Puls und andere Vitalwerte überprüft werden können. „Macht die Puppe Geräusche?“ fragt ein Junge. „Richtig erkannt“, bestätigt Baulig, „sie atmet schnell und wenn es ein Mensch wäre, würde sie vermutlich sagen, dass es ihr schlecht geht.“ Die 14- und 15-jährigen Jugendlichen, die bei „Nursing Anne“ Hand anlegen dürfen, erhalten an insgesamt fünf Stationen interessante und praxisnahe Einblicke in die Gesundheits- und Pflegeberufe. Medikamente nach Plan abzählen wird mit bunten Bonbons geübt – wer ist am schnellsten, ohne Fehler zu machen? Wie wird eine Spritze korrekt aufgezogen? Vor allem ohne Luft mitzuziehen! Händehygiene ist aller Corona-Erfahrung zum Trotz gar nicht so leicht: Eine UV-Lampe macht gnadenlos alle Keime als weiße Flecken sichtbar. Mit Babypuppen üben die Jugendlichen das Anziehen und Baden von Neugeborenen. Sie schieben mit Karacho Krankenbetten über den Flur, fahren Rollstuhl und verfolgen, wie ein Azubi im simulierten OP-Raum minimalinvasiv mit Hilfe einer Kamera „operiert“. Sie lassen sich Manschetten um Körper und Gliedmaßen legen und eine Brille und Kopfhörer aufsetzen, um zu erfahren, wie anstrengend und eingeschränkt das Leben im Alter sein kann. Ganz nebenbei lernen die Jugendlichen, dass Einfühlungsvermögen und Empathie wichtige Voraussetzungen für diese Berufe sind.

Der Besuch an der Main-Kinzig-Akademie für Gesundheit und Pflege ist Teil der Berufsorientierungswoche der Henry-Harnischfeger-Schule. 120 Schülerinnen und Schüler der vier achten Klassen der integrierten Gesamtschule in Bad Soden-Salmünster waren an zwei Tagen in den Räumen der Akademie im ersten Stock der Bildungspartner Main-Kinzig in Gelnhausen zu Gast. Hier werden die Fachkräfte von morgen ausgebildet ‒ ob einjährige Helferausbildung in der Alten- und Krankenpflege, dreijährige Ausbildungsgänge zur Pflegefachperson oder der medizinisch-technische Beruf Operationstechnische/r Assistent/in. Auch sollen zukünftige Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden hier ihre Berufe erlernen.

Als Einrichtung des Main-Kinzig-Kreises vereint die Main-Kinzig Akademie für Gesundheit und Pflege unter ihrem Dach die bestehenden Ausbildungsinstitute – die Akademie für Gesundheit in Gelnhausen, das Aus- und Fortbildungsinstitut der Alten- und Pflegezentren in Rodenbach sowie das Fort- und Weiterbildungsinstitut in Gelnhausen. Und alle haben mitgewirkt an den Berufsorientierungstagen für die Henry-Harnischfeger-Schule: Aida Tadzic, Fachbereichsleiterin Pflegefachfrau/-mann an der Main-Kinzig-Akademie, Anett Taranko, Leiterin der Akademie für Gesundheit, Monika Bernd, Leiterin des Aus- und Fortbildungszentrums für Altenpflege in Rodenbach, Dorothee Bauer (Fachbereichsleitung Ausbildung in Rodenbach), die Praxisanleiterinnen der Main-Kinzig-Kliniken, Katharina Köhler und Silke Kaa. Sie und die Lehrkräfte und Auszubildende vermittelten den Achtklässlern an den Praxis-Stationen mit großem Engagement und ansteckender Begeisterung, wie spannend und erfüllend der komplexe Berufsalltag in den Gesundheits- und Pflegeberufen ist.

Ein großer Aufwand, der sich gelohnt hat. Die pädagogische Leiterin der Henry-Harnischfeger-Schule, Julia Czech, ist total begeistert und spendet den Verantwortlichen „höchstes Lob“. In der Abschlussrunde im Hörsaal zeigt sich, dass auch die Schülerinnen und Schüler ganz viel mitgenommen haben. Auf die Frage, was ihnen nicht gefallen habe, sagt einer: „Es war zu wenig Zeit.“ Vielleicht hat es ja bei einigen „klick“ gemacht und sie bewerben sich am Ende der Schulzeit für eine Ausbildung in der Pflege. Schließlich werden Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen überall händeringend gesucht.

Landrat Thorsten Stolz wirbt dafür, das breite Ausbildungsangebot des Main-Kinzig-Kreises zu nutzen. „Seit Anfang 2023 entsteht hier eines der größten hessischen Ausbildungszentren mit Strahlkraft über die Kreisgrenzen hinaus“, sagt Stolz. „Mit der Main-Kinzig Akademie für Gesundheit und Pflege haben wir die Ausbildungskapazitäten für Pflege- und Gesundheitsberufe gebündelt und bauen ein hochmodernes Zentrum für diese Berufe auf“, erklärt der Landrat. Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler ergänzt: „Wir brauchen jetzt und in Zukunft fachlich hervorragend ausgebildete, hochmotivierte Menschen, die mit Herzblut in der Pflege kranker und alter Menschen arbeiten wollen. Dafür bieten wir im Main-Kinzig-Kreis wohnortnahe Ausbildungsmöglichkeiten für alle, die einen Beruf mit Sinn und besten Zukunftsperspektiven lernen und ausüben wollen.“