Der Main-Kinzig-Kreis

Der Main-Kinzig-Kreis wurde im Zuge der Gebietsreform 1974 aus den ehemaligen Altkreisen Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern sowie der Stadt Hanau zusammengefügt. Auf einer Gesamtfläche von rund 1.400 Quadratkilometern leben mittlerweile rund 430.800 Menschen. Damit ist der Main-Kinzig-Kreis der bevölkerungsreichste Landkreis Hessens.

Von der Stadtgrenze Frankfurts bis zum Distelrasen, von den Waldgebieten des bayerischen Spessarts und den Höhen des Vogelsberges über die Rhön bis hin zur Wetterau erstreckt sich das Kreisgebiet entlang der Kinzig, die im Nordosten, bei Sinntal-Sterbfritz, ihre Quelle hat und in Hanau in den Main mündet.

Seine reichen Waldgebiete, die Auen des Kinzigtals, einerseits und die unmittelbare Nähe der Metropole Frankfurt sowie der Rhein-Main-Region andererseits machen den Main-Kinzig-Kreis nicht allein als Wirtschaftsstandort und Wohngegend, sondern ebenso als Reiseziel attraktiv.

Zwischen dem 01. Januar 2007 und dem 30. Juni 2013 bildete ein Getreidefeld am Rande des Gelnhäuser Stadtteils Meerholz nach der EU-Erweiterung die geografische Mitte der Europäischen Union. Mit dem Beitritt Kroatiens zur EU am 01. Juli 2013 wanderte der Mittelpunkt zehn Kilometer Luftlinie nach Südosten.

Interessante Informationen und Details

Mit seinen rund 417.000 Menschen ist der Main-Kinzig-Kreis der mit Abstand bevölkerungsreichste Landkreis in Hessen. Allein in den vergangenen 25 Jahren stieg die Bevölkerungszahl um gut 30.000 Menschen an. Die Bürgerinnen und Bürger verteilen sich auf 29 Städte und Gemeinden mit mehr als 150 Ortsteilen.

Die größte Stadt ist Hanau mit über 90.000 Einwohner/-innen. Hier mündet die Kinzig in den Main. Beide Flüsse geben dem Landkreis nicht nur seinen Namen, sondern formen auch weite Teile der Landschaft. Neben Hanau liegen die Stadt Maintal und die Gemeinde Großkrotzenburg ebenfalls an den Ufern der großen Wasserstraße.

Im Tal der fast 100 Kilometer langen Kinzig und entlang der Autobahn 66 finden sich mit Langenselbold, Gelnhausen, Wächtersbach, Steinau, Schlüchtern sowie den Kurstädten Bad Soden-Salmünster und Bad Orb weitere Kommunen des Kreises.

Die Gestalt des Main-Kinzig-Kreises ist vielfältig. Im Westen prägen das Maintal sowie die sanften Erhebungen der Wetterau die Landschaft. Hier finden sich ausgedehnte Streuobstwiesen und zahlreiche Keltereien.

In östlicher Richtung wachsen auf beiden Seiten der Kinzig die Hügel von Vogelsberg und Spessart empor. Am Ende stoßen die Ausläufer der Rhön hinzu und bilden den Bergwinkel.

Der Main-Kinzig-Kreis umfasst eine Fläche von rund 1400 Quadratkilometern;

davon sind

82,6 % Vegetationsfläche,

16,1 % Siedlungs- und Verkehrsfläche,

1,3 % Gewässerfläche

Der lange Weg zur gemeinsamen Identität

Seit dem 1. Juli 1974 gibt es den Main-Kinzig-Kreis mit 29 Städten und Gemeinden. In den Kreis aufgegangen sind die drei Landkreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern mit ihren 160 Orten und Kommunen und über 350.000 Einwohnern. Diese drei Landkreise bestanden immerhin, wenn auch mit geringfügigen Veränderungen, über 150 Jahre hinweg. Sie waren damals das Resultat der kurhessischen Verwaltungsreform von 1821.

Schon ab 1. Dezember 1969 hatten sich die Grenzen im Zuge der Gebietsreform innerhalb dieser Altkreise verändert. Im freiwilligen Zusammenschluss entstanden im Kinzigtal, von Schlüchtern bis Maintal, "neue" Städte und Gemeinden. Dabei hatten die politischen Konstrukteure von Anfang an die Bildung des Main-Kinzig-Kreises geplant und setzten sie durch. So entstand mit relativ kleinen Grenzbereinigungen der Main-Kinzig-Kreis.

Die politisch stärkste Fraktion im Kreistag wurde nach der Kreistagswahl im Oktober 1974 die CDU. Sie stellte mit Hans Rüger, nach der Übergangszeit der vier Staatskommissare Eckhard Momberger, Hans Rüger, Martin Woytal und Hans Martin, den ersten Landrat des Main-Kinzig-Kreises.

Die FPD koalierte mit der CDU, Heinz-Dieter Becker von der FDP wurde Kreisbeigeordneter und den Posten des Ersten Kreibeigeordneten hatte Dr. Hermann Schönfelder von der CDU inne.

Die Verwaltung blieb bis zur Zentralisierung an den drei Standorten Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern, auch aus Rücksicht auf die Identifizierung der Menschen in den Altkreisen mit den jeweiligen Ämtern.

Über Parteigrenzen hinausgehend unternahmen Kreistag und Kreisausschuss gewaltige Anstrengungen, um den sozialen Ausgleich und eine verbesserte Struktur innerhalb des Main-Kinzig-Kreises zu schaffen. Zu den wichtigsten Themen zählten die Schulentwicklung, die Abfallentsorgung, die Industrieansiedlung, der Weiterbau der Autobahn 66 zwischen Hanau und Fulda sowie die Planung von Sportstätten. Überschattet wurde die Entwicklung des Kreises in dieser Zeit von einem Haushaltsdefizit, das schon 1976 bei 60 Millionen Mark angelangt war.

Nach der Kreistagswahl 1985 gab es einen Regierungswechsel im Kreis. Die SPD erhielt die meisten Stimmen und ging ein Bündnis mit den Grünen ein. Der Kreistag wählte 1987 den Maintaler Karl Eyerkaufer zum Nachfolger von Hans Rüger. Erster Kreisbeigeordneter wurde Erich Pipa, die Grünen waren seit 1989 hauptamtlich durch den Kreisbeigeordneten Dr. Harald Friedrich vertreten. Das Bündnis hielt bis 1993. Im gleichen Jahr bestätigten die Bürgerinnen und Bürger bei der ersten Direktwahl Landrat Eyerkaufer im Amt.

Von 1993 bis 2011 wirkte die große Koalition aus SPD und CDU im Main-Kinzig-Kreis. Im Mittelpunkt der Arbeit standen die Abfallbeseitigung, die Belastung des Main-Kinzig-Kreises mit hohen Schulden, die Schulpolitik sowie neue Lösungen im Bereich der Sozialpolitik.

Die Zentralisierung der Verwaltung sowie der damit einhergehende Bau des Verwaltungssitzes in Gelnhausen, das Main-Kinzig-Forum, wurden 2005 vollendet.

Mit dem Einzug ins Main-Kinzig-Forum trat auch Erich Pipa die Nachfolge von Landrat Karl Eyerkaufer an.

Bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 2011 wurde er erneut zum Landrat gewählt. Gleichzeitig führten die Ergebnisse der Kommunalwahlen zu einer neuen Koalition mit den Grünen und den Freien Wählern. Seit den Kommunalwahlen 2016 hat diese Koalition keine eigene Mehrheit mehr; seither wird mit wechselnden Mehrheiten Politik gemacht.

Geschichte vor der Zentralisierung der Verwaltung in Gelnhausen

Es war keine geruhsame Zeit, in der die Konturen des heutigen Main-Kinzig-Kreises an Profil gewannen. Ein Blick auf die so genannte „Bottsche Karte“ zeigt die politischen „Herrschaften“ auf dem Gebiet des heutigen Main-Kinzig-Kreises um etwa 1800: damals ein Flickenteppich.

Sie hatten über Jahrhunderte das Gebiet geteilt. Im Wesentlichen war das die Folge des historischen Streits der „Mainzer“, der „Fuldaer“, der „Würzburger“, der „Hanauer“ und der „Büdinger“. Dabei kontrollierten die „Hanauer“ schon im Dreißigjährigen Krieg, in dem die Hanauer Grafen große Schenkungen des schwedischen Königs Gustav Adolf erhielten, ein ansehnliches Gebiet. Es reichte von Bockenheim über den Norden des heutigen Frankfurts bis nach Schlüchtern. Mitte des 17. Jahrhunderts deckte sich also die damalige Hanauer Grafschaft bereits in weiten Teilen mit der Fläche des heutigen Main-Kinzig-Kreises.

Doch nach 1800 ging es Schlag auf Schlag. Der Siegeszug von Napoleon brachte das alte System zunächst zum Einsturz. Mit Federstrichen ordnete er die politischen Landschaften neu. Das Gebiet des heutigen Main-Kinzig-Kreises kam kurzerhand ins Großherzogtum Frankfurt. Die ldee war – ähnlich wie in Frankreich als Folge der französischen Revolution von 1789 – so genannte Departements einzurichten. Sie versprachen eine moderne, effektive Verwaltung in einem zentralistischen Staat.

Doch schließlich wendete sich das Blatt für den Feldherrn. Napoleons Krieg ging verloren. Sein Rückzug von Moskau nach Frankreich führte auch durch das Kinzigtal. Bei Hanau fand eine seiner letzten Schlachten statt. Nach Napoleons Abdankung wurde Europa neu geordnet. Die alten Mächte gewannen wieder die Oberhand. Kluge Staatsreformer rieten jedoch zu neuen Verwaltungen und Verwaltungseinheiten. So zeichnete sich auch der heutige Main-Kinzig-Kreis deutlicher ab.

1821 wurde die Verwaltungseinheit "Provinz Hanau“ gegründet. Sie umfasste die Stadt Hanau, und die Landkreise Hanau-Land, Gelnhausen, Salmünster und Schlüchtern. Bald jedoch wurde der Landkreis Salmünster aufgeteilt: Salmünster und Umgebung fiel an Schlüchtern, Wächtersbach und Umgebung an Gelnhausen. Die Verwaltungseinheiten der ehemaligen Provinz Hanau hielten sich im Wesentlichen bis 1974.

Mit den Jahren 1969/70 begannen im Land Hessen gewaltige Umwälzungen. Die meisten ehemaligen Gemeinden verloren mit der Gebiets- und Verwaltungsreform ihre Selbstständigkeit und wurden zu Großgemeinden mit hauptamtlichen Bürgermeistern. So auch im heutigen Main-Kinzig-Kreis. Im hessischen Innenministerium knüpfte man an die Provinz Hanau an und formte den Main-Kinzig-Kreis mit der Kreisstadt Hanau als neue Verwaltungseinheit. Die ehemaligen Landratsämter blieben zunächst als zusätzliche Anlaufstellen erhalten. Mit der Zentralisierung der Verwaltung in der ehemaligen Reichsstadt Gelnhausen im Jahr 2005 wurde die Reform nach mehr als 30 Jahren schließlich vollständig umgesetzt.

Der längste Eisenbahntunnel Deutschlands

beginnt im Main-Kinzig-Kreis. In der Gemeinde Sinntal, ganz genau an der Hopfenmühle zwischen Mottgers und Weichersbach, befindet sich das südliche Portal zum etwa 10,8 Kilometer langen Landrückentunnel. Das vor rund 20 Jahren errichtete Bauwerk gehört zur ICE-Strecke Fulda-Würzburg und ist bis heute der mit Abstand längste Eisenbahntunnel in Deutschland. Er besitzt zudem mit etwa 1,25 Prozent das größte Gefälle. Der nördliche Ausgang liegt bei Kalbach (Landkreis Fulda).

Die größte allgemeinbildende Schule Hessens

wurde vom Main-Kinzig-Kreis errichtet. Rund 2500 Schülerinnen und Schüler aus dem Main-Kinzig-Kreis lernen an der Kopernikusschule in Freigericht. Die schulformbezogene (kooperative) Gesamtschule im Ortsteil Somborn wurde 1992 Europaschule des Landes Hessen und trägt seit etwa 13 Jahren den Namen des berühmten Wissenschaftlers und Sternenforschers Nikolaus Kopernikus. Am 13. November 1992 wurde die Sternwarte an der Schule eingeweiht.

Das größte Streuobstwiesengebiet von Hessen

erstreckt sich von Bergen-Enkheim bis nach Maintal-Hochstadt und umfasst rund 320 Hektar. Einige Teile der sonnigen Hänge stehen unter Naturschutz. Die vielen Obstbäume liefern nicht nur den Rohstoff für das hessische Nationalgetränk, sondern sind auch Lebensraum für zahlreiche Tiere. Gerade im Frühling laden die blühenden Gehölze und die bunten Wiesen zu Spaziergängen und Ausflügen ein.

Die längste Straßenbrücke Hessens

ist die im September 1994 fertiggestellte Kinzigtalbrücke (A66). Das 985 Meter lange Bauwerk über das Kinzigtal bei Bad Soden-Salmünster kostete rund 50 Millionen Mark. Die Bauzeit betrug drei Jahre. Damals überquerten täglich fast 22.000 Autos die Brücke. Heute sind es am Tag bis zu 30.000 Fahrzeuge.

Hessens einzige öffentliche Tropfsteinhöhle

befindet sich knapp drei Kilometer außerhalb des Stadtkerns von Steinau. Die sagenumwobene Teufelshöhle ist 2,5 Millionen Jahre alt und eine geologische Kostbarkeit. Die Gewölbe sind etwa 2,5 Kilometer lang und können auf gut 120 Metern Länge bei einer Führung besichtigt werden. Die Temperatur in der Höhle beträgt konstante acht Grad. Beeindruckend ist der Dom mit einer Höhe von elf Metern.

Der Radlersonntag Kinzigtal total

ist mit seinen rund 80 Kilometern das längste Straßenfest in Hessen. Kaum zehn Minuten dauert es mit dem Fahrrad von einer Verpflegungsstelle zur nächsten. Fast in jedem Ort zwischen Maintal und Sinntal wird jeweils am zweiten Sonntag im September gefeiert und musiziert. Kein Wunder, dass bei gutem Wetter bis zu 250.000 Radlerinnen und Radler im reizvollen Kinzigtal unterwegs sind. Nach den Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wird jeder Teilnehmer im Durchschnitt etwa 50 Kilometer zurücklegen.
In der Addition ergibt das eine Strecke von sage und schreibe 12,5 Millionen Kilometern. Würden also alle Beteiligten eine Staffel bilden, so könnte diese mindestens 300 Mal die Erde umrunden oder 16 Mal zum Mond und zurück radeln.
Würden alle 250.000 Radfahrerinnen und Radfahrer einfach nur hintereinander herfahren, so wurde die Reihe rund 700 Kilometer lang sein. Das entspricht etwa der Strecke von Hanau bis an die Ostsee

Das Kreiswappen setzt die Tradition der alten Gebietskörperschaften fort: Der Schwan ist dem Wappen des alten Kreises Hanau entnommen. Er weist auf die Herren von Hanau hin, die als historisch wichtigstes bodenständiges Geschlecht zu gelten haben. Der Reichsadler entstammt dem Wappen des alten Kreises Gelnhausen und hält die Erinnerung an die hervorragende Stellung im Reich seit dem hohen Mittelalter wach. Der alte Kreis Schlüchtern ist durch die "Hutten`schen Balken" der Herren von Hutten vertreten. Sie stehen für die zahlreichen kleineren Herrschaften, deren Wirken im lokalen Bereich nicht übersehen werden soll. Besondere Beachtung verdient der angedeutete Fluss: Er symbolisiert Main und Kinzig.