Weithin strahlende „Leuchttürme“ erhalten den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises

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Unser Bild zeigt (von links): Judith Schroeter und Wilhelm Dietzel (Förderverein Hirzbacher Kapelle), Leonore Kleff (Musical Familie), Detlef Heinichen (Theatrium Steinau), Landrat Thorsten Stolz, Kulturpreis-Jury-Vorsitzende Ingrid Sonntag-Ramirez-Ponce und Jakob Mähler (Jury-Mitglied).

30. November 2023 - Im Mittelpunkt der Kulturpreisverleihung 2023 standen Kulturschaffende aus dem Main-Kinzig-Kreis, die sich in herausragender Weise kulturell betätigen. Deren Arbeit bewegt, mitreißt und Aufmerksamkeit weckt. „Es ist mir eine große Freude, den diesjährigen Kulturpreisträgerinnen und Kulturpreisträgern zu gratulieren. Die Wahl fiel der Jury wie immer nicht leicht, das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen. Es sind Personen, die ich gern als Leuchttürme in der Kulturlandschaft bezeichnen möchte, Menschen, die weithin strahlen und die durch ihr Schaffen auch den Main-Kinzig-Kreis bekannter machen“, sagte Landrat Thorsten Stolz während der Kulturpreisverleihung im Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums in Gelnhausen.

Mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurden Detlef Heinichen und Ella Späte vom „Theatrium“ in Steinau und die Hanauer Schriftstellerin und Lyrikerin Silke Scheuermann, die ihren Preis krankheitsbedingt jedoch nicht selbst in Empfang nehmen konnte. Den Sonderpreis erhielten der Förderverein Hirzbacher Kapelle (Hammersbach) und die Kulturschaffende Leonore Kleff (Nidderau). Sie alle standen an dem Abend im Mittelpunkt. Zu jedem Preisträger wurde ein kurzer Film über das Wirken der Porträtierten gezeigt, der auch verdeutlichte, wie viel Herzblut die Beteiligten in ihre Projekte stecken. Die Filme sind auf der Seite www.kulturpreis.net zu sehen. Durch das Programm führte Andrea Sandow, Leiterin des Fachbereichs Kultur. Die Vorsitzende der Kulturpreisjury, Ingrid Sonntag-Ramirez-Ponce (INK) betonte, wie wichtig die Förderung von Kunst und Kultur für unsere Gesellschaft ist und betonte, dass alle Preisträgerinnen und Preisträger mit ihrem kulturellen Schaffen einen wichtigen Beitrag für die Region und die darin lebenden Menschen haben, auch im Hinblick auf den Umgang mit Krieg und Frieden.

Gleich zu Beginn stand ein Auszug aus dem Stück „Oskar und die Dame in Rosa“ auf dem Programm – ein Stück, das Puppenspieler, Regisseur und Schauspieler Detlef Heinichen und die Bühnen- und Kostümbildnerin Ella Späte auf dem Spielplan des „Theatriums“ in Steinau stehen haben. Darin geht es um den Jungen Oskar, der im Krankenhaus liegt, weil er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Detlef Heinichen und sein Bühnenpartner Marcel Wagner spielten gefühlvoll und ausdrucksstark – dabei vergaß das Publikum schnell, dass es Menschen benötigt, um den Figuren Leben einzuhauchen. Heinichen und Späte bereichern mit ihrem 2017 gegründeten Theater das kulturelle Angebot der Region mit Figurentheater, Tanz, Musik, Comedy und Lesungen und bringen unter anderem auch anspruchsvolle Eigenproduktionen auf die Bühne, bieten aber auch anderen Kunstschaffenden die Möglichkeit, ihre Produktionen auf der Bühne zu präsentieren. Und vor allen Dingen erleben Kinder im Theatrium auch ihren ersten Theaterbesuch – für Detlef Heinichen eine besondere Verantwortung und Verpflichtung. Die Laudatio hielt Jakob Mähler, Mitglied des Kreistags und der Kulturpreis-Jury.

Die Schriftstellerin und Lyrikerin Silke Scheuermann verfasst neben Gedichten auch Romane und Erzählungen und setzt sich in vielfältiger Weise mit bildender Kunst, gesellschaftlichen Themen und Poetik auseinander. Sie bringt auch jungen Leuten Literatur und Schreiben näher und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, ihre Arbeiten sind in vielen Sprachen übersetzt erhältlich. Sie hat an der Uni in Frankfurt Poetik-Vorlesungen gehalten. „Silke Scheuermann zählt zu recht zu den bedeutendsten und bekanntesten Lyrikerinnen ihrer Generation“, sagte der Autor, HR2-Moderator und Mitglied der Kulturpreis-Jury in seiner Laudatio. Hans Sarkowicz vertrat Silke Scheuermann auch bei der geplanten Gedichtlesung und trug die Verse: „Der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen“ vor.

Der Erhalt der Hirzbacher Marienkapelle war das Ziel einer Gruppe von Menschen, die sich 1989 zum Förderverein Hirzbacher Kapelle zusammengeschlossen haben. „Ihnen ist es zu verdanken, dass der älteste im Hanauer Land erhaltene Sakralbau mit romanischer Bauweise nicht nur von der Bausubstanz her gerettet werden konnte, sondern sich auch zu einem lebendigen Kulturzentrum im Main-Kinzig-Kreis entwickelt hat“, sagte die Künstlerin und Vorsitzende der Kulturpreisjury, Ingrid Sonntag-Ramirez-Ponce (INK) in ihrer Laudatio. Stellvertretend für den Verein nahmen Judith Schroeter und Wilhelm Dietzel den Preis entgegen. Seit mehr als 30 Jahren lockt das kulturelle Angebot in der Kapelle jedes Jahr viele Menschen in den Weiler Hirzbach, wo die Kapelle ein ganz besonderer Ort der Ruhe und der Gemeinschaft ist. Ein Ort, der seine besondere Wirkung auch auf die Kulturschaffenden auswirkt, die dort Kunst ausstellen oder musizieren.

Die Kulturschaffende Leonore Kleff hat sich schon in jungen Jahren der Musik verschrieben. Über die Gründung eines Schulchors, den sie bis zu ihrer Pensionierung an der Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau leitete, kam sie letztendlich zur Gründung der „Musical Familie“, mit mittlerweile rund 80 Aktiven. Leonore Kleff hat ein umfangreiches Netz an Kontakten zu Menschen, die wie sie selbst Musik lieben. Die Musical Familie blickt auf eine ganze Reihe erfolgreicher Musikproduktionen, die sie auf die Bühne gebracht hat, darunter Musicals wie „Cats“, „Joseph“, „Tabaluga“ sowie im vergangenen Jahr die Operette „Der Bettelstudent“. Aktuell bereitet das Ensemble das Musical „Hello Dolly“ vor. „Leonore Kleff weiß zu überzeugen und ist ein gutes Vorbild, wenn es darum, Projekte voller Elan anzugehen. Bei ihr sind Musikproduktionen in guten Händen, sie lässt den Funken überspringen und motiviert viele Menschen, auf die Bühne zu gehen“, sagte Landrat Thorsten Stolz in seiner Würdigung.

Der Landrat bedankte sich nicht nur bei den Kulturschaffenden, die er darum bat, in ihrem Schaffen nicht nachzulassen, sondern auch bei den Sponsoren des Kulturpreises, der seit 1977 für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst, der Musik, der Literatur, der Volkskunde oder benachbarter künstlerischer, wissenschaftlicher oder kunsthandwerklicher Bereiche verliehen wird. Die Stiftungen der Sparkasse Hanau und der Kreissparkasse Gelnhausen sowie die Kreissparkasse Schlüchtern fördern die Verleihung des Kulturpreises und stellen insgesamt 15.000 Euro zur Verfügung.