Medaille für Heimatpflege und Geschichtsforschung überreicht

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Preisträger und Ehrengäste (von links): Bürgermeister Matthias Pfeifer, Harald Kling, Stadträtin Ute Rosenberger, Dr Manfred Keil, Holger Herber, Landrat Thorsten Stolz, Bürgermeister Christian Zimmermann und Alexander Happ, Ortsvorsteher Ulmbach.

02. November 2023 - Zum Teil seit mehreren Jahrzehnten engagieren sich Holger Herber (Steinau), Harald Kling (Hasselroth) und Dr. Manfred Keil (Langenselbold) im Bereich der Heimatpflege und Geschichtsforschung. Für dieses ausdauernde und vorbildliche Engagement wurden sie jetzt von Landrat Thorsten Stolz offiziell ausgezeichnet. Der Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises hatte die drei Persönlichkeiten unter Mitwirkung des Zentrums für Regionalgeschichte aus knapp zwanzig Bewerbungen für die Medaille für Heimatpflege und Geschichtsforschung ausgewählt.

Wie Landrat Thorsten Stolz erläuterte, kommen die Vorschläge jeweils von den Städten und Gemeinden sowie aus den rund 50 Heimat- und Geschichtsvereinen. Sie repräsentieren die vielen freiwillig engagierten Menschen, die mit Fleiß, Begeisterung und Heimatliebe die Vergangenheit ihrer Region erkunden und aufbereiten. „Dabei geht es gar nicht vorrangig um große Namen oder Sensationen, sondern um interessante Anekdoten, das Leben der einfachen Leute sowie lokale Persönlichkeiten und Ereignisse“, erläuterte Thorsten Stolz im Rahmen seiner Begrüßung.

Dieser Einsatz verdient Wertschätzung und Anerkennung, wie auch die offiziellen Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen Heimatorte in ihren späteren Ausführungen bestätigten. Ein weiterer Ehrengast der würdevollen Feierstunde war der ehemaligen Landrat Karl Eyerkaufer, der diese wiederkehrende Auszeichnung vor 35 Jahren ins Leben gerufen hatte.

Die Medaille ist eine persönliche Würdigung der herausragenden Arbeit der jeweiligen Heimatforscher und Forscherinnen und zudem ein Ansporn, sich ebenfalls im Sinne der örtlichen Historie und der Kulturlandschaft zu engagieren. „Unsere diesjährigen Preisträger haben mit ihrer langjährigen Tätigkeit wertvolle Zeugnisse vergangener Zeiten erforscht und sichtbar gemacht“, so der Landrat mit Blick auf die besonderen individuellen Leistungen.

Seit 1991 ist Holger Herber aktives Mitglied im Heimat- und Kulturverein e.V. Ulmbach und seit 2001 dessen Erster Vorsitzender. Zu seinen Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege und Geschichtsforschung zählen unter anderem Führungen von Wandergruppen zu historischen Orten, wie der Landrat in seiner Laudatio berichtete. Zudem hat Holger Herber seit 1988 um die 100 heimatgeschichtliche Artikel für Lokalzeitungen und Vereinsfestschriften verfasst; hinzu kommen mehrere Aufsätze im Heimatkalender „Bergwinkel-Bote“.

Dabei behandelt er eine große Bandbreite an Themen wie zum Beispiel die Wüstungen um Ulmbach, traditionelle Bildstöcke und Feldkreuze, die Entdeckung der Kalenderfunktion des „Rabensteiner Kreuzes“ und die Lokalisierung der (vermutlichen) Außenstelle des Klosters Konradsdorf bei Ulmbach. Auch eine Beitragsserie zu „Mühlen im Kirchspiel Ulmbach“ stammt aus seiner Feder. Zudem beschrieb er die „Entwicklung der Raiffeisenbanken im Altkreis Schlüchtern“, arbeitete an der „Festschrift Feuerwehr Ulmbach“ von 1997 mit und lieferte eine „Dokumentation der Feuerwehren der Stadt Steinau von der Gebietsreform bis 2019“. „Mit seinen Leistungen ist Holger Herber ein Pfeiler des lokalen Vereinslebens und in erster Linie als ein vorbildlicher Heimatpfleger anzusehen“, betonte der Landrat.

Diese Beschreibung gilt auch für Harald Kling, der schon in seiner Jugend seine Leidenschaft für die Natur entdeckte und der christlichen Pfadfinderschaft beitrat. 1963 trat er auch dem Kreisjagdverein Gelnhausen bei, um die Jägerprüfung abzulegen. Noch im Gründungsjahr 1957 wurde er Mitglied der Natur- und Vogelschutzgruppe Niedermittlau, wo er dann einige Jahre im Vorstand tätig war. Darüber hinaus engagierte er sich in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Naturland-Stiftung im Main-Kinzig-Kreis und im Förderverein Jugendwaldheim.

Im Kulturbereich ist Harald Kling Mitglied des „Fördervereins zur Erhaltung der Laurentiuskirche“ und Fördermitglied beim „Aktionskreis aktives Niedermittlau e.V.“ Er beteiligte sich zudem aktiv am Dorferneuerungsprogramm Niedermittlau, das vom Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises begleitet wurde. „Besonders hervorzuheben ist seine 25-jährige Mitgliedschaft im Kultur- und Geschichtsverein Hasselroth 1986 e.V., für den er über eine Dekade als Schriftführer tätig ist bei allen anfallenden Arbeiten tatkräftigt mitwirkt“, berichtete der Landrat.

In besonderem Maße unterstützt er zudem den Vereinsnachwuchs und steht hier jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung - sei es durch Kontaktvermittlungen, Unterstützung bei der Veranstaltungsbewerbung und -logistik oder selbst durch die Bereitstellung seines Privatautos. Zur Ehrung vorgeschlagen wurde er von Bürgermeister Matthias Pfeifer mit der Unterstützung des Kultur- und Geschichtsvereins Hasselroth.

Seit 2007 ist Dr. Manfred Keil der 1. Vorsitzende des „Vereins für Geschichte und Heimatkunde Langenselbold e.V.“ mit herausragendem Engagement. Wie Landrat Thorsten Stolz ausführte, hat er sich bereits vor 1999 um die „Selweder Schproch“ gekümmert und sammelte die ortsspezifischen Ausdrücke. Seine Dialektforschung des Langenselbolderischen „Von Aabee bis Zwockel“ gab er im Wörterbuch für die Kinzig-Gründau-Region heraus und verfasst die wöchentliche Rubrik im Hanauer Anzeiger „Langenselbolder Zeitung“ mit „Selbolder Sprüche“. Zudem leitet er die am Verein angedockte „Schprochschoul“.

Als in den Jahren 2010-12 auf dem Rödelberg 20 Hügelgräber untersucht wurden, unterstütze der Verein mit Manfred Keil federführend die Arbeiten der regionalen Archäologen. Ein prächtig bestücktes frühkeltisches Kriegergrab konnte dabei geborgen und später 1:1 nachgebildet im Museum präsentiert werden.

Nachdem er krankheitsbedingt länger kürzertreten musste, hält er nun auch wieder die „Schoulschtonne“. Dabei handelt es sich um ein ernstzunehmendes wissenschaftliches Projekt zur Weitergabe seines im Rahmen der Dialektforschung erworbenen Wissens. Denn in der „Schproochschoul“ des Vereins wird das Wissen um den lokalen Dialekt geteilt, verbreitet und somit belebt. „Dr. Keil ist über Jahrzehnte die Triebfeder des Vereins und speziell als Sprachforscher ein exponierter Wissensvermittler“, sagte der Landrat.

Nach der offiziellen Übergabe der diesjährigen Medaille für Heimatpflege und Geschichtsforschung nutzten die drei Preisträger die Gelegenheit für ein paar persönliche Ausführungen und Dankesworte. Sie alle zeigten sich hoch erfreut über die Würdigung und bekräftigen ihre Motivation, „an den Themen dranzubleiben, denn es gibt noch viel zu entdecken und zu beschreiben“.

Den Abschluss des feierlichen Abends im Barbarossaaal des Main-Kinzig-Forums bildeten die Glückwünsche der politischen Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen Heimatorte. So bezeichnete Steinaus Bürgermeister Christian Zimmermann die Preisträger als wichtige Vorbilder und als Quellen der Inspiration, sich mit der Vergangenheit eingehend zu befassen. Dabei gehe es „sowohl um die schönen Dinge als auch um die Lehren, die aus der Historie gezogen werden könnten“. Das bekräftigte auch Ute Rosenberger, Stadträtin aus Langenselbold, denn „die Geschichte ist das Fundament der Gegenwart“.

Auch für Bürgermeister Matthias Pfeifer aus Hasselroth war es eine richtige Entscheidung, dass diese drei Personen als würdige Preisträger in den Mittelpunkt gerückt wurden. „Mit ihrem uneigennützigen Schaffen sind sie zuverlässige Stützen der Gemeinschaft und vorbildliche Motivatoren“, sagte er. Seine Dankesworte wurden unterstützt durch die Glückwünsche von Rainer Peschelt, Vorsitzender des Kultur- und Geschichtsvereins Hasselroth 1986.

Für die musikalische Begleitung des Abends mit entsprechenden geschichtlichen Bezügen sorgte das „Bonifatius Ensemble Lißberg“. Ulrich Ritter und Kurt Racky präsentierten historische Stücke aus acht Jahrhunderten mit Drehleier, Organistrum, Shrutibox und Gesang.