Wer die Diagnose Demenz erhält, bleibt mit Fragen und Sorgen nicht allein

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23. März 2022. - Die Abteilung Leben im Alter des Main-Kinzig-Kreises nimmt an dem vom Bund geförderten Projekt „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ teil. Unter der Federführung der Demenzbeauftragten des Main-Kinzig-Kreises, Claudia Jost, wurde bereits ein lokales Netzwerk „Allianz für Menschen mit Demenz Main Kinzig“ initiiert. In diesem Zusammenhang haben der Main-Kinzig-Kreis und die Alzheimer Gesellschaft Main-Kinzig nun eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Hierbei geht es um spezialisierte Demenzberatung für Angehörige von Menschen mit Demenz, aber auch für betroffene Menschen.

„Unser Ziel ist es, Menschen, die zum ersten Mal mit der Diagnose Demenz in Berührung kommen, aufzuklären und Orientierung zu bieten und ihnen nach Möglichkeit auch die Angst zu nehmen. Die Kooperation mit der Alzheimergesellschaft Main-Kinzig ist ein wichtiger Schritt, um die lokalen Angebote ausweiten zu können“, erklärte Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Susanne Simmler. Seitens der Alzheimer Gesellschaft Main-Kinzig kamen Vorsitzender Hans Burckhardt und Geschäftsführerin Melanie Jung ins Main-Kinzig-Forum nach Gelnhausen, um die Zusammenarbeit zu besiegeln. „Die Alzheimer Gesellschaft Main-Kinzig verfügt über langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit Demenz und deren Angehörigen, so dass wir hier den idealen Partner gefunden haben“, erklärte Susanne Simmler. Sie bietet Tagespflege für Menschen mit einer fortgeschrittenen demenziellen Erkrankung und erhöhtem Pflegebedarf, eine Pflegeoase für Menschen mit Demenz, und betreut das Projekt „SOwieDAheim“, das eine Einzelbetreuung im häuslichen Umfeld ermöglicht. Zudem finden wöchentlich Gruppenbetreuungen in Haushalten und Bewegungsgruppen mit geschulten Betreuern und Betreuerinnen statt.

Über die Pflege- und Betreuungsangebote hinaus veranstaltet die Alzheimer Gesellschaft Main-Kinzig in regelmäßigen Abständen an verschiedenen Orten im Main-Kinzig-Kreis Schulungen und Gesprächskreise für Angehörige von Menschen mit demenziellen Erkrankungen, die der Unterstützung und dem Erfahrungsaustausch dienen.

Der Main-Kinzig-Kreis fördert die spezialisierte Demenzberatung jährlich mit 35.000 Euro. Hans Burckhardt erläuterte die Vorteile einer spezialisierten Demenzberatung. „Angehörige von Menschen mit Demenz sind bei Beginn der Erkrankung oft verunsichert und benötigen Hilfestellung, um mit der Situation zurechtzukommen. Denn diese Erkrankung wird vielfach in der Gesellschaft noch als Stigma begriffen und davon Betroffenen fällt es dann schwer, darüber mit anderen Menschen zu sprechen“, erklärte Burckhardt. „Wichtig ist für die Betroffenen, dass sie lernen, mit der Diagnose zu leben und dabei unterstützt werden, Ängste abzubauen. Das geht nur durch vertrauensvolle Gespräche“, erklärt Irmhild Neidhardt, Leiterin der Abteilung Leben im Alter. Wer an Demenz erkrankt ist, soll weiterhin nach Möglichkeit an der Gesellschaft teilhaben und Angehörige sollen bei der Pflege eines an Demenz erkrankten Menschen unterstützt werden. „Dabei hilft ein genauer Blick auf die Lebenssituation aller Betroffenen weiter: Wie steht es um die Kompetenzen und Ressourcen von Angehörigen, wie stark ist die Belastungssituation? Das kann sehr unterschiedlich sein. In dieser Situation ist es hilfreich, wenn Kompetenzen und Ressourcen gestärkt werden, damit das Familiensystem insgesamt stabilisiert werden kann“, erläutert Susanne Simmler und fügt hinzu: „Und eine grundsätzliche Voraussetzung für eine wirkungsvolle Unterstützung besteht darin, dass eine tragfähige und langfristige Beratungsbeziehung aufgebaut werden kann. Dafür haben wir nun mit der Kooperationsvereinbarung den Grundstein gelegt.“

„Ein weiterer Baustein, der uns am Herzen liegt, betrifft die Anerkennung von Leistungen der pflegenden Angehörigen, damit diese nicht in soziale Isolation geraten. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren wie beispielsweise den Pflegestützpunkten, können auch komplexere Fälle bearbeitet und die Ratsuchenden umfassend gestärkt werden“, erläutert Claudia Jost. Die Beratung kann telefonisch, in der Beratungsstelle oder im häuslichen Umfeld erfolgen. Irmhild Neidhardt ermuntert dazu, die niedrigschwellig angelegten Angebote frühzeitig in Anspruch zu nehmen. Sie richten sich alle Bürgerinnen und Bürger im Main-Kinzig-Kreis.