Schlüssel-Schloss-Prinzip: Heimische Insekten brauchen heimische Pflanzen

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Knautien-Sandbiene an Blüte einer Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) (Foto: Martin Heerd)

3. August. - Von Blüten, Blättern, Stängeln, Knospen und Samen der heimischen Königskerzen-Arten, die zurzeit farbenfroh und üppig blühen, können sich über 90 Insektenarten ernähren. Die vertrockneten, hohlen Stängel dienen zudem als Winterquartier für Wildbienenlarven. Heimische Wildpflanzen sind die Basis für ökologisch wertvolle, artenreiche Grünflächen und die Lebensgrundlage für Insekten und andere Tiere. Pflanzen und Tiere haben sich über die Jahrhunderte, oder besser: Jahrtausende gemeinsam in einem Naturraum entwickelt und evolutionär aneinander angepasst. „Das wird ‚Schlüssel-Schloss-Prinzip‘ genannt. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die Knautien-Sandbiene, die von der heimischen Wiesen-Witwenblume abhängig ist, um ihre Brut mit Pollen zu versorgen.“, erläutert Ralf Geyer, der für den Landschaftspflegeverband MKK e.V. im Projekt „Main.Kinzig.Blüht.Netz“ mitarbeitet.

Die in Gärten und öffentlichem Grün für gewöhnlich verwendeten Zierpflanzen hingegen sind meist erst viel später in die hiesige Gartenkultur gebracht worden. Etliche von ihnen wurden züchterisch verändert und haben nun gefüllte Blüten oder bilden keinen Pollen. Viele dieser Zierpflanzenarten stammen obendrein von anderen Kontinenten, also aus weit entfernten Naturräumen. Trotz hübscher Blüte können viele heimische Insekten nicht von ihnen profitieren. Zudem besteht die Gefahr, dass sich solche neophytischen oder nicht-heimischen Pflanzen wegen Starkwüchsigkeit und fehlender natürlicher Regulation – zum Beispiel Fressfeinde – in der freien Natur stark verbreiten können. So verdrängen sie die heimische Flora. Die Förderung und Verwendung heimischer Wildpflanzen ist freilich nicht nur für die Insekten wichtig, die von bestimmten Pflanzen abhängig sind. Auch die sich anschließenden Nahrungsketten sind betroffen: Wo Insekten surren, finden Vögel Nahrung für sich und ihren Nachwuchs. Fledermäuse, Igel und andere Kleintiere brauchen Insekten ebenfalls als Nahrungsquelle.

„Standortangepasst verwendet sind heimische Wildpflanzen im öffentlichen Grün robust, langlebig, regenerationsfähig und pflegeleicht. Doch kann es In Zukunft wegen der Klimaveränderungen sinnvoll sein, im innerstädtischen Bereich ergänzend zu den heimischen Arten auch Arten aus angrenzenden Naturräumen einzubeziehen. Vor allem, wenn sie an wärmere und trockene Standorte angepasst sind“, erläutert Dr. Eva Distler, fachliche Projektmitarbeitende bei Main.Kinzig.Blüht.Netz, in diesem Zusammenhang. Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernentin betont : „Das Projekt ‚Main.Kinzig.Blüht.Netz‘ ist sehr wichtig, um die biologische Vielfalt im gesamten Kreisgebiet zu stärken. In dem Verbundprojekt des Main-Kinzig-Kreises und des Landschaftspflegeverbands MKK e.V. werden auf solche profitablen Verbindungen zwischen Pflanze und Insekt geachtet.“ Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) setzen sich die beiden Partner zum Ziel, dem anhaltenden Insektenrückgang entgegenzuwirken und ein Netz aus artenreichen Wildpflanzenflächen durch den gesamten Main-Kinzig-Kreis zu ziehen.

Interessierte Personen, Vereine, Landwirtinnen und Landwirte sowie Kommunen, die geeignete Flächen besitzen, verwalten und bewirtschaften, können im Rahmen des Projekts eine kostenlose naturschutzfachliche Beratung in Anspruch nehmen. Weitere Informationen sind unter www.mainkinzigbluehtnetz.de zu finden. Menschen, die das Projekt unterstützen möchten, können sich an Projektleiterin Mascha Wiegand wenden: 06051 85 15627 oder mascha.wiegand@mkk.de.