Kinderschutz in der Jugendhilfe

pm-img
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Grundschulung.

13.06.2022. - Erstmals starteten in diesen Tagen mehrere Fachkräfte des Jugendamtes sowie aller freier Jugendhilfeträger im Main-Kinzig-Kreis eine mehrjährige Weiterqualifizierung zum Kinderschutz. Dabei handelt es sich um einen gemeinsamen Organisationsentwicklungsprozess, der die Qualität der Jugendhilfe im Main-Kinzig-Kreis durch ein verbessertes abgestimmtes Handeln weiter voranbringen wird.

In den nächsten vier Jahren werden die Prozesse und Abläufe in der Bearbeitung von Hilfen durch gemeinsame Methodenschulungen, Trainings und Fallbesprechungen weiter professionalisiert. Um diesen Implementierungsprozess erfolgreich umzusetzen, haben sich die Führungskräfte des Jugendamts und der freien Träger bereits im vergangenen Jahr abgestimmt und werden diesen über den gesamten Zeitraum begleiten.

Aus Sicht des verantwortlichen Kreisbeigeordneten Winfried Ottmann ist es als großer Erfolg zu bewerten, dass sich alle Jugendhilfeträger im Main-Kinzig-Kreis an der Implementierung von Signs of Safety beteiligen. Diese sind neben dem Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises: ZKJF gGmbH, Welle gGmbH, Caritas Main-Kinzig, Caritas Fulda, CJD, Don Bosco, Lawine e.V., Schwalbe e.V., Familien- und Jugendbüro Voerste, Kinderinitiative Bad Orb e.V., Alber-Schweitzer-Kinderdorf Hessen e.V., Verein für sozialpädagogisches Management e.V., St. Elisabeth-Verein Marburg und Projekt Petra.

„Der neue Ansatz unterstützt professionelle Helfer dabei, sowohl eine ressourcenorientierte und wertschätzende Haltung gegenüber den Familien und deren Sichtweisen zu zeigen - als auch gleichzeitig den Schutzauftrag des Jugendamts zu verfolgen“, erläutern die Projektleiterinnen Andrea Breitenbach und Aylin Hoose das Konzept von „Signs of Safety“. In die Risikoeinschätzung und Gefährdungsabklärung werden die Ressourcen und Stärken des Kindes, der Familie und deren Netzwerk einbezogen. Mit der Anwendung der praktikablen Methoden und der regelhaften aktiven Einbeziehung der Kinder sowie der Beteiligung erweiterter Netzwerke der Familien werden gute Grundlagen für ein verbessertes Krisenmanagement – auch in Kinderschutzfällen – geschaffen.

Die angewandten Methoden basieren auf den Erkenntnissen der lösungsorientierten Kurzzeittherapie, der Systemischen Therapie sowie der narrativen Expositionstherapie. Sie werden mittlerweile weltweit angewandt und sind mehrfach evaluiert worden.

Mit dem seit 1. Juni 2021 in Kraft getretene Kinder- und Jugendstärkungsgesetz wird unter anderem die Jugendhilfe aufgefordert, den Kinderschutz weiter auszubauen, den Einbezug und die Beteiligung von Kindern zu fördern und deren Bindungen und Beziehung zu stärken. „Um für das Kind Sicherheit, Geborgenheit und die bestmöglichen Bedingungen des Aufwachsens und Gedeihens zu schaffen, ist es in alle Beurteilungen und Planungen aktiv miteinzubeziehen. Dabei werden besonders die für das Kind relevanten Themen herausgehoben“, beschreiben Andrea Breitenbach und Aylin Hoose ein wesentliches Merkmal des Konzeptes. Im Sinne der Kinder werden die Familien dabei unterstützt, ein aktives Netzwerk von erweiterter Familie, Freunden und Gemeinschaft zu aktivieren. Gleichzeitig wird die Beziehung des Kindes/der Kinder zur Herkunftsfamilie unterstützt.

In diesem Jahr werden insgesamt 120 Fachkräfte der Jugendhilfe aus dem Main-Kinzig-Kreis in den Methoden nach dem Ansatz Signs of Safety weiterqualifiziert. Die erste Veranstaltung für die Leitungskräfte und die Multiplikatoren aus Jugendamt und von den Jugendhilfeträgern fand im Mai statt. In den nächsten Monaten werden drei weitere Schulungen folgen. Anschließend werden die Methoden in der Praxis anwendet und durch Fallbesprechungen und vertiefende Schulungen gefestigt.