Kultursensible Altenhilfe

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08.06.2022. - „Für viele Menschen, die einst nach Deutschland gekommen sind, um hier zu leben, ist der Main-Kinzig-Kreis längst zum Lebensmittelpunkt geworden. Die Kinder und Enkelkinder leben und arbeiten hier. Es besteht eine Bindung sowohl zur neuen, als auch zur alten Heimat. Älter werden, ob mit oder ohne Zuwanderungsgeschichte, ist geprägt von unterschiedlichsten Lebensentwürfen, einer Vielfalt an Lebensgeschichten, kulturellen und religiösen Prägungen. Um diese Menschen und ihre Bedürfnisse im Alter geht es, wenn wir von kultursensibler Altenhilfe sprechen“, erläutert Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Dieser Gruppe von Menschen widmet sich die Abteilung Leben im Alter des Main-Kinzig-Kreises und schafft gezielt Angebote, die unterschiedliche Nationalitäten und Kulturen in den Blick nehmen.

Der Main-Kinzig-Kreis ist dank der vielen unterschiedlichen Menschen, die hier leben und arbeiten, bunt und vielfältig. Das bedeutet, dass auch Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen hier alt werden. Um herauszufinden, ob diese Personengruppe mit dem vorhandenen Versorgungs- und Beratungssystem zurechtkommt oder ob Landkreis oder Kommunen hier weitere Angebote machen sollten, hatte die Abteilung Leben im Alter zu einer besonderen Veranstaltung ins Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen eingeladen. Unter dem Titel „Im Alter Heimat haben – ein Workshop zur kultursensiblen Altenhilfe“ kamen unter Leitung von Yvonne Zednik von der Abteilung Leben im Alter Integrationsbeauftragte der Kommunen, die stellvertretende Vorsitzende des Landesausländerbeirates Hessen, Ausländerbeiräte des Main-Kinzig-Kreises, Mitarbeitende in der Seniorenarbeit, Integrationslotsen, Dolmetscher, aber auch ältere Menschen, die selbst einen Migrationshintergrund haben, miteinander ins Gespräch. Der Main-Kinzig-Kreis will in diesem Bereich Versorgungsdefizite abbauen, um auf die Bedürfnisse von älteren Migrantinnen und Migranten bei Beratung, Betreuung und Pflege besser eingehen zu können. Das werde auch dazu beitragen, pflegende Angehörige zu entlasten und zu unterstützen.

„Ziel dieses Treffens war es, gerade mit jenen Menschen einen Austausch zu beginnen, um die es geht. Nur so können neue, praxistaugliche Ideen für ein kultursensibles Arbeiten umgesetzt werden. Die Ergebnisse sollen direkt in die Arbeit mit älteren und pflegebedürftigen Menschen einfließen. Deshalb sind solche Gesprächsrunden so wertvoll: Menschen, die im Main-Kinzig-Kreis leben, haben die Möglichkeit, direkt Zukunft mitzugestalten“, erklärt Susanne Simmler.

Speziell an Menschen mit Migrationshintergrund richteten sich auch zwei Vorträge in türkischer Sprache, zu denen das Netzwerk Allianz für Menschen mit Demenz Main-Kinzig eingeladen hatte. Im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten in Hanau kamen auf Einladung von Demenzbeauftragter Claudia Jost von der Abteilung Leben im Alter und den Netzwerkpartnern Betreuungsbehörde Main-Kinzig-Kreis, Pflegestützpunkt Hanau und Pflegeberatungszentrum Hanau interessierte Besucherinnen und Besucher, um sich auf Grundlage der Vorträge eingehender mit der Thematik zu befassen.

In den in türkischer Sprache gehaltenen Vorträgen ging es um das Leben mit Demenz und wie es Angehörigen gelingen kann, die Bedürfnisse der Betroffenen zu verstehen. Über das Thema „Leben mit Demenz – Gefühle sehen, Bedürfnisse verstehen“ sprach Koray Köslü, freiberuflicher Dozent und Einrichtungsleiter von Güven ambulanter Pflegedienst, der ebenfalls Netzwerkmitglied ist. Dabei stellte er Veränderungen im Leben von Menschen mit Demenz und deren Familien nach Diagnosestellung in den Mittelpunkt und er gab einen Ausblick, wie es für die Betroffenen weitergehen kann und welche Hilfen sie erhalten können. Der zweite Vortrag von Berufsbetreuer Sabit Inan beleuchtete rechtliche Inhalte von Vorsorgevollmachten und welche Regelungen damit getroffen werden.

„Gut verständliche Informationen und eine eingehende Beratung für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen ist in allen Kulturen wichtig. Das Netzwerk Allianz für Menschen mit Demenz Main Kinzig möchte mit seiner Öffentlichkeitsarbeit deshalb alle Menschen ansprechen und für einen kultursensiblen Umgang werben“, erklärt Claudia Jost. In vertrauensvoller Atmosphäre tauschten sich Referenten und Teilnehmende im Anschluss aus.