Von Ordnung und Unordnung in der Natur

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Grünes Heupferd auf Nathusius Taubenapfel (Foto: Iris Sparwasser)

Tipps, wie man im eigenen Garten mehr erreicht, als Honigbienen Nahrung zu bieten

04.03.2022. – Wie alle Menschen haben auch Gärtnerinnen und Gärtner unterschiedliche Talente. Die einen können besonders gut Obstbäume schneiden, die anderen ernten die dicksten Kartoffeln. Wieder andere locken die schönsten Schmetterlinge und zirpende Heuschrecken in ihren Garten.

Doch wie entsteht so ein naturnahes Gartenbiotop, das Insekten, Vögeln und kleinen Tieren Lebensraum bietet? Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernentin des Main-Kinzig-Kreises, weiß Rat: „Zunächst reicht es aus, im Garten weniger zu tun und Mutter Natur die Chance zu geben, sich zu entfalten. Das ist nicht nur für Wildbienen, Hummeln, Wespen und die vielen Krabbeltiere gut, sondern wir können uns selbst an der ein oder anderen Stelle mehr Zeit gönnen. Ein naturnaher Garten lädt schließlich besonders zum Verweilen, Genießen und Entdecken ein, vor allem, weil dort das pralle Leben herrscht und mit einem Bestimmungsbuch für Insekten, Vögel oder Wildpflanzen auch Kinder großen Spaß haben.“ Statt in den Sommermonaten wöchentlich Rasen zu mähen oder jedes Unkraut zu entfernen, kann es sinnvoll sein, den eigenen Garten aus neuer Perspektive zu betrachten. Dieser Perspektivwechsel liefert möglicherweise die passenden Antworten auf Fragen wie „Wo ist der richtige Platz für eine Hecke aus heimischen Gehölzen, die Singvögeln Schutz, Nistmöglichkeiten und Winterverstecke bietet?“ oder „Lässt sich ein naturnaher Teich anlegen, in dem sich Molche tummeln, der Libellen und durstige Tiere anzieht?“ Iris Sparwasser, Mitarbeiterin des Landschaftspflegeverbands MKK e.V. und des Projektes „Main.Kinzig.Blüht.Netz“, fasst die Idee zusammen: „Mit Beobachtung und Geduld lässt sich herausfinden, an welcher Stelle und mit welchen Mitteln Tierarten im eigenen Garten geholfen werden kann. Ein Großeinkauf in der Gartenabteilung im Baumarkt ist da erst einmal nicht notwendig.“

Um den Lebewesen im Garten Kinderstube, Nahrung und Schutz zu bieten, sollten abgestorbene Pflanzenteile stehengelassen werden. Totholz sollte einen festen Platz im Naturgarten haben. Davon profitiert zum Beispiel der Hirschkäfer. Dieses imposante, in seinem Bestand bedrohte Insekt lebt etwa sieben Jahre in verrottendem Holz, bevor es in den Sommermonaten für wenige Wochen durch die Landschaft brummt. Ein weiteres Beispiel sind abgestorbene Teile von Brombeeren, Holunder und Königskerzen. Wenn diese stehenbleiben, bieten sie ein Winterquartier für Insekten wie die Keulhornbiene. Die heimischen Arten der Keulhornbiene sind meist schwarz und haben kurze, keulenförmige Fühler. Sie überwintern in hohlen Stängeln und legen ab Mai beziehungsweise Juni dort auch ihre Nisthöhlen an. Aus den toten Stängeln schlüpft die neue Generation Wildbienen. „Im Garten sind Orte, an denen Abbauprozesse stattfinden, also wichtig für neues Leben. Sie sehen nicht immer ordentlich aus, doch die Natur hat eben ihre eigene Vorstellung von Ordnung“, ist sich das Projektteam von Main.Kinzig.Blüht.Netz einig.

Iris Sparwasser hat noch einen Hinweis für Menschen, die Lust bekommen haben, den eigenen Garten neu zu gestalten: „Auf www.mainkinzigbluehtnetz.de sind weitere Tipps rund um den naturnahen Garten zu finden, etwa Bezugsquellen für und Informationen über heimische Wildpflanzen, ein Naturgartenhandbuch, Informationen, wie ein Wildpflanzenbalkon angelegt werden kann und vieles mehr.“

Im Rahmen von „Main.Kinzig.Blüht.Netz“ verfolgen der Main-Kinzig-Kreis und der Landschaftspflegeverbandes MKK e.V. das Ziel, die biologische Vielfalt im Kreisgebiet zu stärken und bis Ende 2025 ein Netzwerk aus ökologisch wertvollen Lebensräumen zu entwickeln. Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz setzen sich die Beteiligten dafür ein, die lebendige Vielfalt an wildlebenden Pflanzen, Tieren und deren Lebensräume zu erhalten.

Interessierte Kommunen, Vereine, Landwirtinnen und Landwirte sowie Personen, die geeignete größere Flächen besitzen, verwalten und bewirtschaften, können kostenlose naturschutzfachliche Beratung in Anspruch nehmen. Bei Fragen zum Projekt können sich an Projektleiterin Mascha Wiegand wenden: 06051 85 15627 oder mascha.wiegand@mkk.de.